Zum Tag der Erinnerung und Mahnung

geschrieben von Axel Holz

26. August 2022

Der Tag der Erinnerung und Mahnung findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im September statt. Der Tag der Erinnerung und Mahnung wurde zum ersten mal am 9. September 1990 von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) begangen. Der Tag der Erinnerung und Mahnung ist die Wiederaufnahme des OdF-Gedenktages (Gedenktag für die Opfer des Faschismus), welcher 1945 vom Berliner Magistrats beschlossen wurde und seit 1947 von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) getragen wurde. Es ist ein Gedenktag der Erinnerung und der Mahnung zur Wahrung der Menschenrechte, für Frieden und Freiheit.

In diesem Jahr erinnern wir besonders an das Selbstverständnis der VVN-BdA als Organisation, die dem Frieden verpflichtet ist und die Verhinderung jeglichen Krieges aus der Geschichte als Lehre weitergetragen hat. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine muss unbedingt mit allen diplomatischen Mitteln beendet werden, um weiteres Sterben und verheerende Kriegsfolgen für Zivilisten und Soldaten zu beenden. Die VVN-BdA setzt sich daher für eine Stärkung der zivilen Konfliktbewältigung ein, die sich auch in der Schwerpunktsetzung und Haushaltsplanung des Regierung wiederfinden muss.

30 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen werden wir an die größten rassistischen Übergriffe in Deutschland nach 1990 erinnert. Sie waren geprägt durch Rassismus, Vorurteile und nationalistische Tendenzen in der Bevölkerung, während Medien diese Entwicklung teilweise mit unterstützten, Politiker hilflos agierten und staatliche Stellen systematisch versagten. Die Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und rechtem Terror muss deshalb ständige Aufgabe der Gesellschaft und des Staates sein.

In diesem Jahr ist mit Dr. Ulrich Rabe eines der letzten direkten Opfer der NS-Diktatur in den Reihen der VVN-BdA Mecklenburg-Vorpommern verstorben. Wir werden das Andenken unseres aktiven Mitglieds in zahlreichen Gremien der VdN und später VVN-BdA in Ehren halten. Gleichzeitig wollen wir mit dieser Zäsur darauf verweisen, die Erinnerung der Verfolgten des Nazi-Regimes wach zu halten und in geeigneter Form weiterzutragen. Dies ist beispielsweise bereits sehr gut mit der Neuauflage der Broschüre über den Gründer der VVN in Schwerin, Kurt Schliwski, gelungen. Die Broschüre basiert auf Interviews der Journalistin Regina Scheer mit Nazi-Verfolgten Ende der achtziger Jahre. Der Text wurde historisch eingeordnet sowie durch Fotos und Archivrecherchen ergänzt. Die Broschüre ist bei der VVN MV oder im VVN-Shop erhältlich. In Rostock wurde kürzlich bereits aus den Erinnerungen von Dr. Ulrich Rabe gelesen. Wir benötigen weitere Zeitzeugenberichte, die einer modernen Aufbereitung für ein Publikum des 21. Jahrhunderts bedürfen.