Eröffnung des neuen Gedenkortes für Verfolgte des Naziregimes in Rostock

27. Mai 2025

In Rostock wurde nach 23 Jahren Kampf der VVN-BdA für einen zentrealen Gedenkort aller von den Nazis Verfolgten und auf dem Neuen Friedhof Begrabenen am 24. Mai 2025 ein neuer Gedenkort auf dem Neuen Friedhof in Rostock eingeweiht. An der Eröffnung nahmen über 100 Gäste teil, darunter neben der Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger auch Landtagsabgeordnete und Mitglieder des Rostocker Senats. Die Einweihung wurde mit der szenischen Lesung „Stimmen der Verfolgten“ von Lydia Wilke und Paul Lücke eröffnet. Danach begrüßte Oberbürgermeisterin Eva Maria Kröger die Anwesenden. In einem Redebeitrag schilderte Hannelore Rabe von der VVN-BdA das tragische Schicksal einer Überlebenden, die ihr weiteres Leben von der frühen Trennung von ihrer Familie als Kind gezeichnet war. Der Kunsthistoriker und stellvertretende Direktor des Staatlichen Museums Schwerin, Dr. Gerhard Graulich, ordnete die Architektur des neuen Denkmals am neuen Gedenkort ein. Die Veranstaltung wurde mit dem Stück „Rückblick“ des Musik-Ensembles Schmidt4Brasz umrahmt. Im Zentrum des neuen Gedenkortes befindet sich das Denkmal „Zwei Stehende“ der Künstlerin Julia Hansen.

Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger, Hannelore Rabe und die Architektin des neuen Denkmals „Zwei Stehende“, die Künstlerin Julia Hansen

Gedenken zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus in Rostock

13. Mai 2025

Zum Vorabend des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus luden die Rostocker Basisorganisation der VVN-BdA gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV zu einer Gedenkveranstaltung in das Peter Weiss Haus ein. Unter dem Motto: „Wie Rostock nach dem Ende von Krieg und Faschismus wieder zu leben begann“ fand eine Lesung aus der Rostocker Chronik zu den Monaten ab Mai 1945 statt. Die etwa 100 Anwesenden gedachten der Leistungen jener Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes, die sich unmittelbar nach der Befreiung Rostocks durch die Rote Armee am 1. Mai 1945 in den Dienst des Neuaufbaus der Stadt und einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung stellten. Nach der Lesung fand ein lebhaftes Gespräch statt, in welchem der Bezug der Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee und des Kriegsendes vor 80 Jahren zur aktuellen angespannten internationalen Lage hergestellt wurde. Der Gedanke “Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ bestimmte die Meinungsäußerungen der Redner unterschiedlichen Alters.

Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2025 in Schwerin

geschrieben von Axel Holz

8. Mai 2025

Vor 80 Jahren haben die Alliierten Streitkräfte den Zweiten Weltkrieg militärisch beendet und die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erzwungen. Dieser Krieg Hiltlerdeutschlands hatte über 60 Millionen Opfer gefordert – Soldaten und Zivilisten, Frauen, Kinder und Alte. Darunter befinden sich auch sechs Millionen jüdische Opfer der systematischen und industriellen Vernichtung aus ganz Europa, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Menschen mit Behinderungen, politische Gefangene und Widerständler, Sinti, Roma, Christen und andere religiöse Menschen. Auf dem Vormarsch der Alliierten wurden Hundertausende Häftlinge in den KZs oder auf Todesmärschen, aber auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter befreit.

Das militärisch erzwungene Kriegsende ermöglichte die Befreiung des zuvor besetzten Europas und Deutschlands vom Faschismus in seinen nationalen Ausprägungen als Nationalsozialismus, italienischem Faschismus oder als faschistische Diktaturen in Ungarn, Rumänien oder Kroatien bzw. als Befreiung von faschistischer Okkupation. Auch die Deutschen wurden von einer Diktatur befreit, in der brutale Gewalt gegen Andersdenkende  und Ausgegrenzte herrschte und die Menschen ihrer demokratischen und Freiheitsrechte beraubt wurden.

Diese Befreiung wurde von vielen Deutschen zunächst als Zusammenbruch wahrgenommen und es dauerte im Westen Deutschlands noch Jahrzehnte, bis Bundespräsident von Weizsäcker 1985 erstmals von einem Tag der Befreiung sprach. Selbst zu diesem Zeitpunkt gab es immer noch heftige Widerstände in Teilen der Bevölkerung gegen diese Einschätzung, die durch die konservative Geschichtsdebatte im sogenannten Historikerstreit und eine aktive Naziszene befördert wurden.

Heute gibt es in Deutschland eine aktive Erinnerungskultur, in der alle Opfergruppen der Nazi-Diktatur einen Platz und würdige Anerkennung erfahren. Die Erinnerung an die Naziverbrechen und insbesondere den Holocaust gehört zur deutschen Staatsräson.

Dennoch kritisieren Persönlichkeiten wie Michel Friedmann zurecht, dass trotz KZ-Gedenkstätten, Schulunterricht, politischer Bildung und Mahnreden immer noch zu wenig getan wird, um Antisemitismus, Nationalismus und der Ausgrenzung einzelner Menschengruppen aktiv und wirksam im Alltag entgegenzuwirken. Dies ist umso tragischer, weil die Zeit drängt.

Denn mittlerweile tragen ein Drittel der Wähler im Osten eine geforderte Wende in der Erinnerungskultur mit, nämlich weg vom Gedenken an die NS-Opfer oder nehmen sie billigend in Kauf. Politiker, für die die Nazi-Diktatur nur ein „Fliegenschiss der Geschichte“ war, das Holocaustdenkmal ein „Denkmal der Schande“ statt der Erinnerung und Mahnung ist, finden in Teilen der Bevölkerung offensichtlich bedenkenlose Zustimmung. Die Ausgrenzung von Menschengruppen wird vielfach wieder hingenommen oder sogar vorangetrieben.

Deshalb ist es heute wichtiger denn je,  das Gedenken an das  größte Verbrechen der deutschen Geschichte –  an Holocaust, KZ-System und Vernichtungskrieg –  wach zu halten, ansprechend zu vermitteln und im Gedächtnis des Landes und der Menschen zu verankern. Deshalb bleibt es wichtig, die mörderischen Erfahrungen der Ausgrenzung von Menschen für mehr Toleranz und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit  immer wieder zu thematisieren und ins Bewusstsein zu heben.

Die neue Broschüre zu den Gedenkorten der Todesmärsche zum Kriegsende in Mecklenburg-Vorpommern kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Sie informiert umfassend, kann Zuversicht geben und zur Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte motivieren.

Davon zeugen die bisher ungebrochene aktive Erinnerungskultur des Landes in Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur aber auch die Unterstützung  und Pflege der Erinnerungsorte des Todesmarsches durch zahlreiche Kommunen und Einzelpersonen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus – Blumen für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen

7. Mai 2025

Gedenkort Am Grünen Tal in Schwerin

Gedenken anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus in Schwerin

geschrieben von VVN-BdA Schwerin-Westmecklemburg

2. Mai 2025

wir laden im Namen der Osteuropa Freundschaftsgesellschaft MV e. V., dem Deutsch-Russischen Kulturzentrum KONTAKT e.V., dem Verein für kulturelle Jugendarbeit und Integration Kuljugin e. V., dem Friedensbündnis Schwerin und der VVN-BdA Westmecklenburg-Schwerin herzlich zum Gedenken aus Anlass des 80. Jahrestages der Befreiung vom Hitler-Faschismus und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa am Dienstag, dem 08.05.2024 um 17.00 Uhr, auf den Ehrenfriedhof am Platz der OdF ein. Es sprechen der Landtagsabgeordnete Henning Förster sowie Kerstin Voigt, Axel Holz und Heinz Schmidt. Das Ablegen der Gebinde und Blumen zum ehrenden Gedenken an die Opfer von Faschismus und des Zweiten Weltkrieges bildet den Abschluss der Gedenkveranstaltung.

Gedenken zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus in Rostock

2. Mai 2025

am 8. Mai 1945 wurde Deutschland vom Nationalsozialismus befreit. Damit ging das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zu Ende.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung richtet die Hanse- und Universitätsstadt Rostock eine offizielle Gedenkfeier aus. Die Feierlichkeiten finden am 8. Mai 2025 ab 16 Uhr auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof auf dem Puschkinplatz statt. Es spricht Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger. In einer szenischen Lesung werden Erinnerungsberichte aus den Tagen der Befreiung Rostocks vorgetragen und Musikerinnen und Musiker der Norddeutschen Philharmonie werden die Veranstaltung musikalisch rahmen. Im Anschluss können Blumen und Kränze am Denkmal abgelegt werden.

Weitere Veranstaltungen:

Am 8. Mai 2025 findet ab 20 Uhr die  Uraufführung: Gedenkoratoriums „Wir, die Lebenden“ in der St. Nikolai Kirche. Das Oratorium zum Gedenken an den Tag der Befreiung von Eckart Reinmuth und Karl Scharnweber collagiert vier Sprechtexte und fünf Chorgesänge und wird an diesem Abend uraufgeführt. Dr. Heinrich Prophet, Präsident der Rostocker Bürgerschaft, wird die Veranstaltung eröffnen. Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem Institut für Text und Kultur der Universität Rostock, dem Kempowski-Archiv Rostock, dem Volkstheater Rostock und der St.-Johannis-Kantorei Rostock. Eintrittskarten und weitere Informationen:

Widerstand im Glauben

geschrieben von Axel Holz

10. April 2025

Die US-Produktion „Bonhoeffer“ in der Regie von Todd Komarnicki läuft seit Mitte März in den deutschen Kinos und ist umstritten. Das liegt auch daran, dass es der Regisseur mit der historischen Wahrheit nicht ganz so genau nimmt und diese Abweichungen als künstlerische Freiheit verkauft. Wenn aber dabei herauskommt, dass Bonhoeffer angeblich mit Churchill in Verbindung stand und an Attentatsplänen auf Hitler direkt beteiligt war, entspricht das nicht der Wahrheit. Bonhoeffer kannte über Hans von Dohnanyi solche Pläne, war aber nicht an deren Umsetzung beteiligt. Im Film wird Bonhoeffer zum Kriegsende von den Nazis hinter einer Scheune auf einem Feld erhängt. Tatsächlich fand die Hinrichtung am 9. April 1945 nackt im Konzentrationslager Flossenbürg statt, wie dies in der Verfilmung des Stoffs mit Ulrich Tukur aus dem Jahr 2000 gezeigt wird, ohne dabei die Würde des Opfers zu verletzen. Der Film hat aber auch Stärken darin, wie das Ringen Bonhoeffers mit seinen Entscheidungen und seinem Glauben dargestellt und seine Zweifel und Schwächen vermittelt werden. Auch wenn einige Details von Bonhoeffers Aufenthalt in den USA erfunden sind, macht der Film seine tiefe Betroffenheit über den dort herrschenden Rassismus deutlich. Ein afroamerikanischer Freund hatte ihn mit nach Harlem in die Kirche mitgenommen und auch später eine gemeinsame Reise in den besonders rassistischen Süden der USA der dreißiger Jahre organisiert. Dass Bonhoeffer in einem Jazzclub gleich am Klavier mit exzellenter Begleitung brilliert, sei dahingestellt. Entscheidend ist für die filmische Verarbeitung, dass Bonhoeffer durch seine Berührung mit dem amerikanischen Rassismus auch gegen die Diskriminierung und Entrechtung der Juden in Deutschland besonders gewappnet war.

Vereinnahmung durch fundamentalistische Evangelikale

Der Film „Bonhoeffer“ wurde durch christliche-nationalistische Kreise in den USA vereinnahmt. Das war der entstellenden Vermarktung durch die rechtsevangelikale Firma Angel Studios geschuldet. In den USA erschien der Film unter dem Titel „Priester, Spion und Attentäter“ mit einem Porträt von Bonhoeffer auf dem Plakat, das ihn mit einer Waffe zeigte. Diese Gewaltinszenierung habe mit dem pazifistischen Denken Bonhoeffers nicht das Geringste zu tun, kritisierten die Nachfahren seiner sieben Geschwister in einem Brief. Auch die Produktionsfirma, Regisseur Komarnicki und die Schauspieler des Films schlossen sich dieser Kritik an. Die Produzenten betonen inzwischen auch auf ihrer Homepage, dass der Film keinerlei Verbindung mit der umstrittenen Bonhoeffer-Biografie von Eric Metaxa habe, die Bonhoeffer mit rechtem und nationalistischem Gedankengut in Zusammenhang bringt. Bonhoeffer stand genau für das Gegenteil – für Freiheit, für Liberalität und gegen Ausgrenzung. Aus seiner christlichen Prägung heraus war er überzeugt, dass alle Menschen gleich sind und wandte sich gegen jeglichen Mißbrauch der Macht. Nationalistische Sprüche wie „America first“ wären nie über seine Lippen gekommen, wie der Trump-Anhänger Metaxa in seiner Bonhoeffer-Biografie den Theologen verzerrend umdeutet.

Bessere Alternative

Es stellt sich die Frage, warum der Stoff um Bonhoeffer neu verfilmt wurde, zumal die amerikanisch-deutsch-kanadische Verfilmung „Dietrich Bonhoeffer – die letzte Stufe“ vom Jahr 2000 mit Ulrich Tukur als Bonhoeffer die Latte für eine qualifizierte Verfilmung hoch gelegt hatte. Auf dem Monte-Carlo TV Festival gewann dieser Film ebenfalls wie auf dem Filmfest München einen Preis. Er war unter intensiver Einbeziehung von Bonhoeffer-Experten entstanden und bringt das Denken, die Theologie und den Glauben Bonhoeffers viel klarer auf die Leinwand als die Neuverfilmung. Die Verfilmung unter der Regie von Eric Till in Kooperation mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg stellt auch deutlicher dar, wie es zum Faschismus gekommen war und wie die ganze Gesellschaft von den Nazis vergiftet wurde.

Bonhoeffer hatte sich in der Bekennenden Kirche mit anderen Pfarrern gegen den Missbrauch des Glaubens durch die deutschen Kirchen gewandt, die sich weitgehend an die Nazis angepasst hatten. Die deutsche Kirche müsse sich auf Gottes Wort allein berufen, nicht auf eines Mannes Wort und insbesondere nicht auf das Wort des Führers, wird von Bonhoeffer im Film mutig von der Kanzel gerufen. Sich gegen die Nazis zu stellen, erforderte Mut. Dabei wird Bonhoeffer aber in der Neuverfilmung mit zu viel Pathos versehen und zu einer Art Heiligenfigur stilisiert. Das ist dem Film durchaus abträglich. Zu Recht hat der Regisseur hingegen seinen Film „eindeutig als antifaschistisch und antinationalistisch“ bezeichnet.

80 Jahre Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

geschrieben von Ulrich Schneider

8. April 2025

Am ersten April-Wochenende kamen auf Initiative der FIR, der belgischen
„National Confederation of Political Prisoners“ (CNPPA) und des
belgischen War Heritage Instituts etwa 500 junge Menschen zu einem
Internationalen Jugendtreffen in der Gedenkstätte Buchenwald zusammen.
Gemeinsam mit dem Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos
(IKBD). den deutschen Lagergemeinschaften Buchenwald-Dora und „Paint
it read“ erinnerten sie an die Selbstbefreiung des Lagers vor 80
Jahren am 11. April 1945. Teilnehmende aus zehn europäischen Ländern
von Portugal bis Ungarn, die größte Gruppe aus verschiedenen Teilen
Belgiens, beschäftigen sich mit der Erinnerung an die Häftlinge und
Überlebenden des Lagers.

Der gemeinsame Höhepunkt des Treffens war der Gedenkgang der Jugend vom
Obelisken über den Gedenkweg und die Blutstraße zum Mahnmal. Dort
fanden an den nationalen Säulen eindrucksvolle Gedenkveranstaltungen
statt, bevor auf dem Platz vor dem Glockenturm die „Kundgebung der
Jugend“ Statements in verschiedenen Sprachen vorgetragen wurden.
Abschließend legten die Jugendlichen viele hundert Blumen an der
eindrucksvollen Plastik von Fritz Cremer und an anderen Orten in der
Gedenkstätte nieder.
Mit ihrer gemeinsamen Teilnahme an der Kundgebung des IKBD auf dem
Appellplatz ehrten sie das politische Vermächtnis der Überlebenden,
wie es sich im „Schwur von Buchenwald“ ausdrückt: „Vernichtung
des Nazismus mit seinen Wurzeln“ und „Schaffung einer neuen Welt des
Friedens und der Freiheit“. Das ist eine Aufgabe auch für heute und
morgen.

Erklärung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus

geschrieben von VVN-BdA

4. April 2025

Am 8. Mai wurde ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Möglichkeit eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai. Die Bevölkerung der Sowjetunion mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen. Die Kräfte der Anti-Hitler Koalition, sind und bleiben auch unsere Befreier. Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir an den Beitrag, den der deutsche antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, als Teil von Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord zum Opfer.   Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Dazu gehören auch die politischen Gegner:innen der Nazis ebenso wie die gesamte jüdische Bevölkerung, die Sinti und Roma, Menschen mit Einschränkungen ebenso wie Menschen, deren Lebenssituation und Lebenswandel nicht der NS-Ideologie entsprach, und Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Dazu kamen allein in Hamburg bis zu 500.000 Zwangsarbeiter:innen. Die deutsche Wirtschaft, allen voran Chemie- und Rüstungsindustrie und Banken waren die Gewinner von „Arisierung“, Krieg und der Ausbeutung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeit. Diese Gewinne bildeten die Grundlage des „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik, während die Opfer um jede Mark Entschädigung kämpfen mussten und bis heute kämpfen müssen.

In nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern wurden der 8. und/oder 9. Mai gesetzliche Feiertage, das war auch in der DDR der Fall. Genau 40 Jahre kämpften die Verfolgten darum, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von Befreiung gesprochen hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch-Nationalen, der „Frontkämpfer“, der Profiteure und Mitläufer das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Besatzer. Mit Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Nazi-Regimes „gesellschaftsfähig“.

Damit das so bleibt, fordern wir, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird.

Überall in Europa feiern extrem rechte Parteien Erfolge. In Deutschland verfügt die extreme Rechte mit der AfD erstmals seit 1945 flächendeckend über einen „parlamentarischer Arm“. Sie bildet heute das Zentrum der (neo-)faschistischen Szene und hat mit den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg erstmals machtpolitische Bedeutung erreicht. Zu ihren Zielen gehört die Auslöschung der Erinnerung an die Menschheitsverbrechen der Nazis ebenso wie die Verklärung der faschistischen „Volksgemeinschaft“, die Leib und Leben Aller bedroht, die als nicht dazu gehörig definiert werden.

Zugleich ist die AfD seit ihrer Gründung ein wesentlicher Motor der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung im Land: Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Muslimfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit – alle möglichen Ideologien sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur.  Wir wissen, infolge jahrzehntelanger neoliberaler Politik hat die soziale Spaltung der Gesellschaft ein Ausmaß erreicht, in dem die Angst vor dem Abstieg Anpassungsdruck und Ausgrenzungsbereitschaft erhöht. Wir erleben, dass Grundrechte immer weiter eingeschränkt werden. Wir sehen mit Sorge, wie unbarmherzig Politik und Gesellschaft die Abschottung Europas unter vollständiger Abkehr von Menschenrechten und internationalem Recht und in Kooperationen mit rechten Regierungen rund um Europa herum vorantreibt und Menschen auf der Flucht kriminalisiert und entrechtet werden.

Der russische Angriff auf die Ukraine ermöglichte in Deutschland eine „Zeitenwende“, die mit gigantischer Aufrüstung und einer rasanten Militarisierung der Gesellschaft verbunden ist. Ein 100 Milliarden-Vermögen für die Bundeswehr steht nun im Grundgesetz, das jahrelang umstrittene „Zwei-Prozent-Ziel“ der NATO wurde im Parlament durchgewinkt, Rheinmetall darf sich auf Mega-Gewinne freuen. Ideen der Rüstungskonversion und weltweiter multilateraler Abrüstung sind Schnee von gestern. Sämtliche Staaten sind in eine neue Phase der Aufrüstung getreten. Dabei spielen in der hybriden Kriegsführung auch vormals zivile Felder der Informationsverbreitung und Datenverarbeitung eine immer zentralere Rolle. Nicht selten werden Falschinformationen gezielt gestreut, um den jeweiligen Opponenten zu schaden – Opfer sind dabei immer Meinungspluralismus und der demokratische Diskurs.

Zeitgleich sehen wir in Deutschland bedenkliche Entwicklungen, wie die verstärkte Präsenz der Bundeswehr in den Schulen, die Rekrutierung Minderjähriger, die Wehrerfassung männlicher Jugendlicher als Vorbereitung zur Wehrpflicht oder gigantische Werbefeldzüge fürs Töten und Sterben. Auch die kürzliche Änderung der Schuldenbremse zu Gunsten einer schuldenbasierten Aufrüstung gehört dazu. Die Ausweitung der globalen militärischen Einsatzfähigkeit ist jedoch kein singulär deutsches Phänomen, sondern gilt grundsätzlich für alle Groß- und Regionalmächte

Der terroristische Überfall/Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 mit über 1000 getöteten und 250 entführten Menschen hat einen neuen Krieg im Nahen Osten ausgelöst, in dem die rechte Regierung Israels den Tod von zehntausenden Menschen und eine humanitäre Katastrophe in Gaza in Kauf nimmt. Mit den Bombardierungen Beiruts und der Bodenoffensive im Libanon droht sich dies zu wiederholen. Weder das Massaker der Hamas noch die Kriegsverbrechen der israelischen Armee sind hinnehmbar. Die Waffenruhe zwischen Israel und Hamas war leider nicht von Dauer. Die israelische Regierung verschärft mit ihrem Handeln erneut die humanitäre Situation der Menschen in Gaza. Wie sind überzeugt, dass eine friedliche Beilegung des Konflikts nur möglich ist, wenn die Interessen der palästinensischen und der israelischen Zivilbevölkerung gleichberechtigt berücksichtigt werden.

Parallel zum Krieg im Nahen Osten hat der Antisemitismus in Deutschland eine neue Qualität erlangt: Jüdische Menschen, Geschäfte und Einrichtungen werden zu Zielen von Angriffen, Veranstaltungen werden gestört, Beteiligte bedroht. Wir stehen an der Seite der Betroffenen. Jüdische Menschen für die kriegerische Reaktion Israels auf den Angriff der Hamas verantwortlich zu machen, ist antisemitisch. Ebenso weisen wir den zunehmenden antimuslimischen Rassismus zurück.

Gerade wegen dieser schrecklichen Entwicklungen wollen wir den Tag zum Feiertag machen, den die Überlebenden als „Morgenröte der Menschheit“ erlebt haben, wie es der als Jude und Kommunist verfolgte Résistance-Kämpfer Peter Gingold ausgedrückt hat. Wir wollen am 8. Mai vor allem an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung erinnern und diese als Impuls nehmen, weiter an der Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit zu arbeiten, so wie es die befreiten Häftlinge von Buchenwald geschworen haben und wie es in der Charta der UN aufscheint.

In diesem Sinne rufen wir auf:

Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Zeit-Zeugin Eva Umlauf in der Europaschule Rövershagen

geschrieben von Axel Holz

3. April 2025

Am 1. April war eine der jüngsten Holocaustüberlebenden, die 82-jährige Zeit-Zeugin Eva Umlauf, zu Gast in der Europaschule Rövershagen bei Rostock. Sie wurde im Alter von zwei Jahren am 27. Januar 1945 von der Roten Armee in Auschwitz befreit. An der Europaschule leitet die Lehrerin Petra Klawitter eine AG, die sich mit dem Gedenken an die Opfer des NS-Regimes beschäftigt. Eva Umlauf führt seit fünf Jahren Zeitzeugen-Gespräche in ganz Deutschland durch und erhielt für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz, ebenso wie Petra Klawitter für ihre pädagogische Gedenkarbeit. Sie sprach vor etwa 100 Kindern, zahlreichen LehrerInnen, der Schulleiterin, einem VVN-Vertreter und vor Christoph Heubner, Vizepräsident des Auschwitz-Komitees. Die Landeszentrale für politische Bildung und die VVN-BdA MV hatten die Veranstaltung finanziert. Nach der Lesung aus ihrem Buch „Die Nummer auf deinem Arm ist blau wie deine Augen“ beantwortete die aus der Slowakei stammende Autorin, die als Kinderärztin und Psychotherapeutin Jahrzehnte in Deutschland gearbeitet hat und lebt, die Fragen der Jugendlichen. Sie bedankte sich für die klugen Fragen der Jugendlichen und spiegelte sie gelegentlich zurück. Etwa wenn es darum ging, ob sich so etwas, das Eva Umlauf erlebt hatte, wiederholen könne. Wir müssen dem Hass entgegentreten, entgegnete die fragende Schülerin daraufhin. Eva Umlauf berichtete auch über selbst erlebten Antisemitismus. Sie wünsche sich, dass ihre Kinder ihre Geschichte später weitererzählen, beantwortete sie die Frage einer Schülerin. Eva Umlauf legte viel wert darauf zu erläutern, dass die SchülerInnen von den Erlebnissen verschont bleiben sollten, die ihre Familie erlitten hatte, und dafür heute viel gegen Rassismus und Rechtspopulismus getan werden kann und muss.

Zeitzeugin, Kinderärztin und Psychotherapeutin Eva Umlauf

Eva Umlauf und Petra Klawitter

Eva Umlauf erläutert eine antisemitische Karikatur

Ausstellung in der Europaschule Rövershagen

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