Trauer um Michael Strähnz

4. November 2014

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Mit Bestürzung und tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Freund, Kameraden und Genossen Michael Strähnz   der nach schwerer Krankheit am 14.10.2014 verstorben ist.   Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, der wir unser tief empfundenes Beileid aussprechen.   Jeder der Micha kannte, weiß was wir an Ihm verloren haben. Einen verlässlichen, freundlichen und streitbaren Geist, der sich in der Landeshauptstadt Schwerin Anerkennung und Achtung verdiente.   Es gibt Menschen die auch nach dem Leben Spuren hinterlassen, nicht nur in unseren Herzen. VVN-BdA Axel Holz Bundesvorsitzender

Jugendwiderstand im NS-Regime

4. November 2014

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Die Ausstellung „Es lebe die Freiheit!“ – Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus des Studienkreises Deutscher Widerstand wird vom 3. bis 30.11.2014 in der VHS „Ehm Welk“ Schwerin gezeigt. Veranstalter sind die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten MV und die Rosa-Luxemburgstiftung MV.

Viele junge Menschen verfielen den Ideen des NS-Regimes. Nur eine Minderheit zeigte den Mut an bestimmten Punkten „Nein“ zu sagen und/oder Widerstand zu leisten. Diesen jungen Menschen, die aus verschiedenen sozialen und politischen Milieus entstammen, die in unterschiedlichster Form den Vorgaben des Regimes nicht folgten oder in ganz verschiedenen Formen Widerstand leisteten, widmet sich diese Ausstellung.

Die Motive und die Aktionen der Jugendlichen werden auf 32 Tafeln dargestellt. Einzelne Biographien bringen den Betrachtern die Lebensläufe von jungen Kommunisten, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Juden oder ursprünglich unpolitischen jungen Leuten näher. Als Gruppen des Widerstands sind unter anderem die Edelweißpiraten, die weiße Rose und die Rote Kapelle vertreten.

Die Ausstellung wurde vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 in Frankfurt erarbeitet. Sie will Besucher und Besucherinnen ermuntern, sich mit den Lebenswegen der jungen Menschen zu beschäftigen und zeigen, wie man sich in der NS-Diktatur für persönliche Freiheit eingesetzt hat. Die Ausstellung wird am 3. November um 15 Uhr in der Aula der VHS „Ehm Welk“ durch Dr. Axel Holz eröffnet und durch einen Vortrag von Dr. Ingo Koch über „Jugend im Nationalsozialismus“ eingeleitet.
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Ratschlag gegen Rechts

16. Februar 2014

Am 28. Februar und 1. März 2014 wird in Schwerin der nächste „Ratschlag gegen Rechts“ stattfinden. Der Ratschlag ist eine Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises Antirassismus/Antifaschismus des Landesbezirksvorstandes ver.di Nord.  Diese Veranstaltung steht unter dem Motto: “Rassistische Gewalt und Nazi-Terror. Demokratiegefährdung- Ausblick und Gegenwehr“.  Welche Folgen ergeben sich aus dem NSU-Skandal, wie sehen die neofaschistischen Organisationsstrukturen in Norddeutschland aus, welche erfolgreichen Strategien gegen Rechts gibt es im Alltag und im Betrieb?  Diese Fragen wollen wir mit allen Interessierten und Aktiven, insbesondere auch mit Betriebs-und Personalräten diskutieren.  Neben zahlreichen Experten werden Prof. Dr. Hajo Funke als Referent sowie die Politiker Hans-Christian Ströbele und  Bodo Ramelow im Podium erwartet. Der Journalist Ulrich Chaussy wird am Abend den neuen Spielfilm „Der blinde Fleck“ über das Oktoberfestattentat präsentieren. In einem word-Cafe werden Strategien gegen Rechts im Alltag und im Betrieb besprochen. Anmeldungen für Interessierte und die Buchung kostenfreier Übernachtungen für ver.di-Mitglieder sind bis zum 14. Februar 2014 möglich unter andrea.siegert@verdi.de.

Staatliche Verbotsargumente gegen die NPD

16. Februar 2014

Zwei Monate nach der Antragstellung auf ein NPD-Verbot hat der Bundesrat den 268 Seiten langen Antrag auf seine Homepage gestellt. Die Prozessbevollmächtigten Prof. Christoph Möllers und Prof. Christian Waldoff begründen darin ihren Antrag auf Erklärung der Verfassungswidrigkeit und des Verbotes der NPD, einschließlich ihrer Teilorganisationen Junge Nationale (JN), Ring Nationaler Frauen (RNF) und der Kommunalpolitischen Organisation der NPD. Der Antrag umfasst auch den Vermögenseinzug der Organisationen und  das Verbot der Gründung von Ersatzorganisationen. Auf vier Punkte stützt sich der Verbotsantrag hauptsächlich, der auf ausschließlich öffentlich zugänglichen Quellen beruht: auf menschenverachtenden Rassismus, die Ablehnung des parlamentarischen Regierungssystems sowie die Leugnung der NS-Verbrechen und eine Wesensverwandtschaft mit dem NS-Regime. Eine Argumentationshilfe des NPD-Parteivorstandes belege bei der Definition von Deutschsein als Herkunftsprivileg eine evidente Nähe der NPD zum Programm der NSDAP vom 24.02.1920. Insbesondere die NS-Nähe der NPD weist die VVN-BdA in ihrer Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ seit Jahrzehnten detailliert nach. Der Verbotsantrag arbeitet weiter einen offenen Antisemitismus sowie die direkte oder indirekte Holocaustleugnung nach. Der jetzige NPD-Chef Udo Pastörs hatte 2012 im Schweriner Landtag indirekt den Holocaust geleugnet, indem er von „Auschwitz-Projektionen“  sprach, und wurde deshalb zu einer achtmonatigen Bewährungs- und einer Geldstrafe über 6.000 Euro verurteilt. Der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern stimmte Ende Januar 2014 einem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Vollstreckung zu. Vom Holocaust als einer jüdischen Erfindung und deren vermeintlicher Schuld an beiden Weltkriegen sprach der NPD-Gemeindevertreter Dirk Bahlmann aus dem vorpommerschen Löcknitz gegenüber einer norwegischen Zeitung. Zur Ideologie der NPD gehöre dem Verbotsantrag zu Folge der Ausschluss bestimmter Personengruppen von der Grundrechtsberechtigung, der sich etwa in einer Rückehrforderung für in Deutschland lebende Ausländer zeige. Die Kennzeichnung von Integration als „Völkermord“ und die Forderung nach getrenntem Unterricht von sogenannten Deutschen und Nichtdeutschen untermauert diese Einstellung. Die offene Ablehnung der Parlamentarischen Demokratie stütz sich u.a. auf die Forderung des Ex-NPD-Vorsitzenden Holger Apfel nach Schaffung eines „nationalen Volksstates“, den er der „etablierten `Demokratie-Karikatur` namens BRD“ entgegenstelle. Die NPD-Ideologie wurde in der Landtagsarbeit, den kommunalpolitischen Aktivitäten, den NPD-Aktivitäten auf der Straße sowie in den Verbindungen zur Kameradschaftsszene und im rechtswidrigen Handeln von NPD-Vertretern offengelegt. Typisch für die NPD sei, dass sie zu neun von zehn seit 1990 verbotenen Nazi-Organisationen Berührungspunkte habe. Auffällig sei die geringe Rechtstreue der Partei und ihres Führungspersonals, die sich in überdurchschnittlich häufigen gerichtlichen Verurteilungen jenseits von Propagandadelikten zeige. Erst kürzlich wurde die Zahl der erfassten  rechtsextremen Straftaten für 2013 mit 11.763 bekannt gegeben, darunter 574 Gewalttaten. Eine mögliche nachträgliche Prüfung des NPD-Verbotes durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen der angeblich schwachen politischen Bedeutung der NPD könnte sich auf die schwachen Wahlergebnisse von 1,3 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 oder 0,8 Prozent bei der letzten Landtagswahl in Bayern stützen. Dem hält der Verbotsantrag die NPD-Mitgliederzahl von 6.000 und die enge Vernetzung mit den Kameradschaften der Nazi-Szene entgegen. Immerhin verfügt diese Szene bundesweit als Eigentümer, Pächter oder sonstiger Nutzer in enger Abstimmung mit NPD-Funktionären über 200 Immobilien, um ungestört auf Veranstaltungen und Schulungen ihr rassistisches Weltbild aktiv zu verbreiten. Der Verbotsantrag  des Bundesrates scheint nicht nur fundiert, sondern auch für eine nachträgliche rechtliche Prüfung gewappnet zu sein.

Die Rote Kapelle – Hans Coppi auf der Suche nach der Wahrheit

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Am 7. März findet um 19 Uhr im „Bunten Q“ in der Lübecker Straße 180 in Schwerin eine Filmvorführung über die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ statt mit anschließender Diskussion mit Hans Coppi. Hans Coppi ist freier Mitarbeiter an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und Vorsitzender Berliner VVN-BdA. Er kam in einem Berliner Frauengefängnis zur Welt. Seine Eltern Hans und Hilde Coppi gehörten den Widerstandskreisen der „Roten Kapelle“ an. Sie und viele weitere Mitstreiter wurden wegen ihres Widerstandes gegen das Naziregime und der Unterstützung der Sowjetunion zum Tode verurteilt und in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet.   Vor 20 Jahren reiste Hans Coppi mit seinen Fragen durch Europa, traf einen Überlebenden in Petersburg und dessen Sohn in Paris, recherchierte nach den Hintergründen, die im Herbst 1942 zur Festnahme seiner Eltern und weiteren 120 Frauen und Männern führten. Nach der Filmdokumentation wird Hans Coppi sich der Diskussion mit dem Publikum stellen.

Stolpersteinverlegung am 8. März 2014 in Schwerin

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Am 8 März werden in Schwerin erneut 11 Solpersteine verlegt. Treffpunkt für die Stolpersteinverlegung ist um 9.00 Uhr die Mecklenburgstraße 89. Bisher wurden in Schwerin 42 Stolpersteine  für die Opfer des Faschismus verlegt. Sie befinden sich jeweils am letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer. Nach der Stolpersteinverlegung findet die feierliche Einweihung der neuen Stolperstein am Schweriner Marktplatz statt.

12:00 Uhr auf dem Markt oder in der Synagoge

Feierliche Einweihung der STOLPERSTEINE (ca. 30 Minuten)

  • Musik
  • Grußwort Stadtpräsident, Stephan Nolte
  • Grußwort Landesrabbiner, William Wolff
  • Wo und für wen wurden STOLPERSTEINE verlegt? Schüler Gymnasium Fridericianum
  • Dank der STOLPERSTEIN-Initiative Schwerin, Sabine Klemm
  • Musik

5. Aktionsfahrradtour der VVN-BdA MV

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Vom 25.-27. April 2014 führt die VVN-BdA MV ihre nunmehr 5. Aktionsfahradtour zum Gedenken an die Ofer des Faschismus auf der Todesmarschstrecke von Ravensbrück durch. Diesmal führ die Tour über Wittstock und Rechlin nach Malchow.

Die 5. Aktionsfahrradtour:

– fördert die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der Todesmärsche,

von Faschismus und Krieg

– unterstützt die politisch-historische Bildung an authentischen Orten durch

Wahrnehmung, Auseinandersetzung und Dialog

– unterstützt die Arbeit  der VVN-BdA

– sucht das Gespräch mit Bürgern und Bündnissen gegen Rechtsextremismus

– ermutigt zum persönlichen Engagement für Humanismus und Demokratie

        – wirbt für die Idee einer weltoffenen und multikulturellen Gesellschaft

– wirbt für Schritte zur Abrüstung und eine zivile Außen- und Sicherheitspolitik

Streckenverlauf / Etappen der Radtour :

1. Etappe:   25.04.2014 (Freitag)

Ravensbrück  – Wesenberg – Mirow –

Rechlin,  ca. 40 km

Abfahrt: 12.00 Uhr, Gedenkstätte Ravensbrück

 

2. Etappe:   26.04.2014 (Sonnabend)

Rechlin – Sewekow – Wittstock,

ca. 40 km

Abfahrt: 10 Uhr,   Neuer    Markt

3. Etappe:   27.04.2014 (Sonntag)

Wittstock – Below – Röbel –

Malchow

ca. 55 km

Abfahrt: 09.00 Uhr, Markplatz

Die Aktionsfahrradtour ist eine Freizeitfahrradtour, die den Charakter einer Gedenk- und Demonstrationsveranstaltung trägt. Die Tagesetappen sind zwischen 40 und 55 km lang. Wir sind um eine möglichst verkehrsarme Streckenführung bemüht. Einige Streckenabschnitte sind vom Belag/Untergrund schwierig. Auf der Tour gelten die in Deutschland gültigen Verkehrsregeln laut StVO.

Die Übernachtung erfolgt in preiswerten Pensionen. Für Übernachtung und Frühstück wird ein Teilnahmebeitrag von 29,00 € pro Person je Ü/F erhoben. Eine Ermäßigung für Menschen ohne eigenes Einkommen wird auf Antrag gegeben.

Anmelden muss sich, wer eine oder mehrere Etappen mitradeln und Unterkunft/Frühstück organisiert haben möchte. Unterstützer_innen, welche nur eine Etappe oder kleinere Abschnitte der Gedenkfahrt mitfahren zu beabsichtigen, brauchen sich nicht anmelden und finden sich bitte zu den angegebenen Abfahrzeiten am Startort ein. Über eine vorherige Kontaktaufnahme wären die Organisatoren erfreut.

Bitte vergewissern Sie sich rechtzeitig, dass Ihr Rad sich in einem technisch einwandfreien und verkehrssicheren Zustand befindet. Wir empfehlen Ihnen wind- und regenfeste Kleidung mitzunehmen sowie das Tragen eines Fahrradhelmes.

Wir weisen Sie auf den Abschluss bzw. das Vorhandensein eines ausreichenden Versicherungsschutzes (Unfallversicherung) hin. An der Tour nehmen Sie als Privatperson teil und fahren auf eigenes Risiko, wie bei jeder privaten Freizeittour. Der Veranstalter gewährleistet keinen Versicherungsschutz.

Anmeldetermin: Bitte bis zum 23. März 2014 anmelden. Danke.

Veranstalter: VVN-BdA Westmecklenburg-Schwerin,

Zum Bahnhof 29, 19053 Schwerin,

Tel.0385/3968255, E-Mail: bda.schwerin@gmail.com

 

Wir bitten um Spenden (steuerlich absetzbar) zur Förderung der historisch-politischen und antifaschistischen Arbeit an die VVN-BdA Schwerin,

VR-Bank Schwerin,  BLZ 140 914 64, Konto 25038, Verwendungszweck: Aktionsradtour 2014.

Rückmeldeabschnitt, bitte einsenden an: VVN-BdA Westmecklenburg Schwerin, c/o M. Strähnz,

Zum Bahnhof 29, 19053 Schwerin oder E-Mail bda.schwerin@gmail.com

Das BKA erinnert sich

geschrieben von Axel Holz

15. März 2013

Anders als andere Bundesbehörden hat das BKA in 2008 einer Forschergruppe um den Hallenser Polizeihistoriker Patrick Wagner den Auftrag übertragen, nach Jahrzehnten des Schweigens den Aufbau der eigenen Behörde im Hinblick auf den Umgang mit den alten Nazi-Kadern nach dem Krieg zu beleuchten.

Das Amt gestaltete den Prozess der Erarbeitung öffentlich, begann mit einer Reihe Kolloquien und schloss das Vorhaben am 6. April 2011 mit einer Tagung und der Veröffentlichung des Buches „Der Nationalsozialismus und die Geschichte des BKA. Spurensuche in eigenes Sache“ ab.

Hierbei stellte sich auch die Frage, wie mit einer mehrheitlich nationalsozialistisch geprägten Führung Ende der vierziger Jahre der Aufbau einer Institution gelingen konnte, die sich Demokratie und Rechtsstaat verpflichtet fühlt. Folgt man Walter Belz, so hat diese Durchdringung der staatlichen Institutionen in der BRD mit ehemaligen Nazis den Demokratisierungsprozess des Landes erheblich verzögert. Immerhin gehörten noch 1958 von den 47 leitenden Beamten des BKA 33 im NS-Regime der SS an. Und das hatte durchaus Auswirkungen auf die Arbeit des BKA. Zwar behauptet die Studie, die braune Vergangenheit zahlreicher ihrer Kader hätte den Rechtsstaat nicht beeinträchtigt, aber genau das stellt Romani Rose als Vertreter der Sinti und Roma in Frage. Die Minderheitenkennzeichnung durch staatliche Behörden sei verfassungswidrig. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Diskriminierung und Kriminalisierung der Sinti und Roma auch vom BKA weiter betrieben.

SS-Obersturmführer Ochs aus dem Reichssicherheitshauptamt war dort auch für die „Reichszentrale für die Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ tätig und für deren Deportation in die Vernichtungslager zuständig. 1951 setzte Ochs seine „Spezialistenkenntnisse“ im neugeründeten BKA ein. Unter dem Begriff „Landfahrer“ setzte er die Kriminalisierung der Sinti und Roma ungebrochen fort. Der Historiker Michael Zimmermann hat diese administrativ-bürokratischen Praktiken als kulturellen Rassismus bezeichnet. Für das BKA vertrat Ochs den Kurs einer zentralisierten Kontrolle der gesamten Gruppe der Sinti und Roma, um dadurch auf „kriminelle Elemente“ zugreifen zu können. Mehrfach versuchten er und andere über die AG Kripo der Innenministerkonferenz oder Fachtagungen die Debatten um eine Strafrechtsreform zu beeinflussen, um Sinti und Roma einer besonders scharfen Überwachung zu unterstellen. Erst Proteste der Sinti und Roma vor dem BKA 1983 und Bundestagsbeschlüsse von 1985 führten im BKA zu einem Umdenken und den Verzicht auf die Sprachregelung „Landfahrer“. Erst 2001 endet mit der Pensionierung die letzte Sachgebietsarbeitsstelle ZD43-22 im BKA, die sich der besonderen Strafverfolgung von Sinti und Roma widmete. Joseph Ochs brachte auch noch andere Kenntnisse in das BKA ein. Im Mai 1952 arbeitete er an der Aufklärung eines missglückten zionistischen Bombenanschlags auf Bundeskanzler Adenauer. Ochs glaubte an „Zentralen des Judentums“ in Europa, die dafür verantwortlich seien und empfahl die Errichtung von Internierungslagern für deren „Umfeld“ – aus Osteuropa stammende Juden.

Derartige personelle und inhaltliche Verwicklungen des BKA mit dem alten NS-belasteten Stammpersonal aus dem RSHA ließen sich mit Hilfe der neuen BKA-Studie fortsetzen. Nach Gründung des BKA rekrutierten dessen Personalabteilung und der selbst NS-belastete BKA-Vize Diekopf frühere Mitarbeiter von Kriminalpolizei und Gestapo. Die Teilnahme an Gewaltverbrechen des Nationalsozialismus war für sich genommen kein Ablehnungsgrund, heißt in der BKA-Dokumentation.

NSU in Mecklenburg-Vorpommern

geschrieben von Axel Holz

15. März 2013

Der Mord an zehn Menschen durch die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ hat die Bundesrepublik aufgeschreckt und das Vertrauen in dessen Sicherheitsorgane erschüttert. Insbesondere das Versagen des Verfassungsschutzes hat bundesweit Empörung erzeugt. Der hat offensichtlich das Falsche gemacht oder sogar die Herausbildung einer solchen Terrorzelle befördert – durch die Bagatellisierung der rechten Szene, durch Geldzuwendungen an V-Leute, ohne die die Vorgängerorganisation der NSU Thüringer Heimatschutz nicht lange existiert hätte, und durch die regemäßige Warnung von Nazis vor den Strafverfolgungsbehörden.

Wenn man sich anschaut, welche Mengen an Waffen und Sprengstoff jährlich im rechten Spektrum gefunden werden, überrascht es nicht, dass irgendwann eine rechte Terrorgruppe wieder aktiv wird. Die Tradition rechten Terrors in Deutschland ist lang. Sie reicht von den Morden an den Berliner Arbeitern und deren Führern in der Novemberrevolution, über die Fememorde der zwanziger Jahre, die Nazigewalt im Faschismus und neue Wehrsport- und Terrorstrukturen in der Bundesrepublik bis zum Attentat auf dem Münchner Oktoberfest, in dessen Umfeld die Kooperation geheimer Nato-Strukturen mit europäischen Neonazis bis heute nicht aufgeklärt sind.

266 per Haftbefehl gesuchte untergetauchte Neonazis sind ein gefährliches Potential, das noch heute im Untergrund lauert. Beunruhigend nannte diese Zahl die innenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag Ulla Jelpke kurz vor Beginn des NSU-Prozesses. 20.000 Nazi-Straftaten, davon etwa 800 Gewalttaten jährlich und der Nazi-Mord an 182 Menschen seit 1990 sind der Nährboden für Terrorstrukturen wie den NSU.

Nicht zufällig sind deshalb auch in Mecklenburg-Vorpommern Stimmen laut geworden, die nach einem eigenen NSU-Untersuchungsausschuss rufen. Grüne und Linke hatten dies abwechselnd gefordert. Im Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern wurde dieser Bedarf nicht gesehen. Deshalb legte Innenminister Caffier am 19. MFebruar 2013 pünktlich zu einer öffentlichen Anhörung der Grünen im Landtag MV über die Bildung eines solchen Ausschusses einen 42-seitigen Brief vor. Der Brief wirft aber mehr Fragen auf als er beantwortet.

Die Ermittlungen zum Mord an Mehmet Turgut in Rostock am 25.02.2004 wurden in MV umfangreich geführt, aber ähnlich, wie in anderen Bundesländern, in denen NSU-Morde begangen wurden, einseitig in Richtung organisierte Kriminalität und Drogengeschäfte. Angeblich gab es hierzu verschiedene Hinweise. Es stellt sich die Frage, warum nur in diese Richtung ermittelt wurde und wie Ermittlungsbehörden und Polizei hier zu Migranten und Ausländern stehen? Gibt es rassistische Vorurteile in den Behörden? Wer hat die Hinweise in diese Richtung gegeben und warum wurden sie in der bekannten Weise bewertet?

Auf Seite 37 beruft sich der Bericht auf Akten des Generalbundesanwaltes, nach denen keine Erkenntnisse zu Kontakten der NSU-Täter zu Personen aus MV laut Aktenlage bekannt sein sollen. Zwar wird der Besuch eines Rechtsrock-Konzertes in Salchow durch den NSU-Video-Produzenten durch den Bericht bestätigt. Aber daraus wurden keine Erkenntnisse über weitere Kontakte der 41-Liste der verdächtigen Unterstützer gewonnen. Offensichtlich observiert der Verfassungsschutz die falschen Leute. Der Hinweis in der Nr. 18 des Magazins „Der Weiße Wolf“ aus dem Jahr 2002, für das damals zeitweilig David Petereit verantwortlich war und der heute NPD-Landtagsabgeordneter in MV ist, – „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen;-)Der Kampf geht weiter“- war dem Verfassungsschutz in MV nicht bekannt, weil er über dieses Heft nicht verfügte, heißt es. Zwar sei die Spende von 2.500 Euro an den „Weißen Wolf“ bekannt gewesen, aber nicht die Quelle. Der Verfassungsschutz hat seine Hausaufgaben offensichtlich nicht gemacht und sich nicht für das Magazin und sein Umfeld interessiert. Dass der Verfassungsschutz über die Spende Bescheid wusste, sollte zunächst nicht bekannt werden und wurde erst durch einen Prozess öffentlich, den der Nordkurier gegen den Verfassungsschutz erfolgreich führte.

Erstaunlich bleibt im Brief des Innenministers, wie wenig die vorhandenen Belege für einen möglichen Kontakt der NSU-Zelle zur Nazi-Szene in MV genutzt wurden. Dabei ist mittlerweile klar, dass die Mordtaten des NSU nur mit regionalen Kenntnissen und durch intensive Kontakte in die regionalen Nazi-Szenen der betroffenen Länder möglich waren. Zumindest gibt es Hinweise, dass sich der NSU jährlich in der Nähe von Hannover mit der regionalen Nazi-Szene getroffen hat und auch in Bayern wird dies durch ein Foto belegt.

Dass von all dem Polizei und Verfassungsschutz nichts gewusst haben wollen und die benannten Zusammenhänge bis heute nicht belegen können, wirft einen traurigen Blick auf den Zustand des Rechtsstaates, auf die Prioritätensetzung bei der Durchsetzung des Rechts und beim Schutz der hier lebenden Menschen.

Hallo Welt!

15. März 2013

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