Zum 75. Mal wird in diesen Tagen der Befreiung vom Faschismus gedacht. In Medien und Politik hören wir dieses Wort immer häufiger. Im offiziellen Staatsduktus heißt es aber nach wie vor Nationalsozialismus, ein von den Nazis selbst gewähltes Wort, das falsche Tatsachen unterstellt – denn deren Politik war weder im nationalen Interesse noch sozialistisch. Gern wird die Besonderheit des deutschen Faschismus, sein Eroberungs- und Vernichtungskrieg bemüht und noch öfter der industrielle Massenmord an Millionen von Menschen. Genügt das, um keine Verbindung zu anderen faschistischen Phänomenen dieser Zeit zu finden? Muss dem Gedenken an die Opfer und dem „Nie wieder“ der Politik nicht auch ein Mahnen an die Bedingungen folgen, die Faschismus ermöglicht haben? Wie soll sonst eine Wiederholung der Geschichte verhindert werden? Umberto Eco hat sich mit diesen Rahmenbedingungen für das Entstehen des Faschismus beschäftigt. Er nennt sie über das historische Phänomen hinaus Ur-Faschismus. Vor zwei Jahren erschien hierzu sein Aufsatz „Der ewige Faschismus“, nun auch in deutsche Sprache. Eco versteht darunter die Gesamtheit jener Handlungen, Verhaltensweisen, Haltungen und Instinkte, die zwar die Dynamik des Faschismus im frühen 20. Jahrhundert ausmachten, aber seine historische Ausprägung überlebt haben und heute lebendiger denn je seien. So formuliert es Roberto Saviano im Vorwort zur gleichnamigen Aufsatzsammlung. Eco habe damit recht früh die Warnzeichen erkannt, die auf das autoritäre Abdriften Europas hindeuteten. Auf das Knappste versuche Eco in seinem Aufsatz auf einen riesigen Fehler zu verweisen, nämlich den Faschismus als ein ausschließlich historisches Phänomen zu betrachten. Der Begriff Faschismus konnte deshalb eine Sammelbezeichnung werden, betont Eco, weil ein faschistisches Regime auch dann erkennbar bleibe, wenn man ein oder mehrere Merkmale abziehe. Es blieben aber einige allgemeine Merkmale bestehen, die für den Faschismus typisch bleiben. Eco zählt nun Faktoren auf, die über den historischen Faschismus hinaus im modernen Faschismus Bestand hätten – in gewisser Weise mit einer Ewigkeitsgarantie. Er sieht darin zunächst den Kult der Überlieferung, also nicht die Tatsache eines Erbes oder einer Quellen-Verbundenheit, sondern eben den Kult darum. Im Nazi-Denken seien dies das traditionalistische, synkretistische und okulte Element gewesen. Heute wird der Kult eher um andere Phänomene betrieben. Der Urfaschismus lehne die Moderne ab und betreibe einen Kult der Aktion um der Aktion willen. Daher auch sein Misstrauen gegenüber der intellektuellen Welt. Dissens ist im Urfaschismus Verrat. Der Faschismus schüre die Angst vor potentiellen Eindringlingen und sei daher per Definition rassistisch. Der Faschismus entspringe individueller und gesellschaftlicher Frustration. Nichts anderes begegnet uns bei PEGIDA in Dresden seit Jahren. Faschismus ist immer nationalistisch und appelliert an die Fremdenfeindlichkeit, die in der modernen Gesellschaft lauert. Er mystifiziert ein Leben für den Kampf, was eine Kollaboration mit dem Pazifismus per se ausschließe. Er ist also friedensfeindlich. Der Urfaschismus verachte die Schwachen und könne nur ein „völkisches Elitedenken“ predigen. Nicht zufällig sieht die Ebertstiftung seit fast zwanzig Jahren im Sozialdarwinismus einen Ausdruck gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Im Faschismus werden die Menschen zum Heldentum erzogen. Der Held, der in der Mythologie die Ausnahme sei, werde im Heroismus des Faschismus zur Norm. Der urfaschistische Held warte regelrecht auf den Heldentod. Der Urfaschist übertrage seinen Willen zur Macht auf das Sexuelle und dies finde im Machismus seinen Ausdruck, der jede andere sexuelle Orientierung diskreditiert. Der Urfaschismus beruhe auf einem selektiven Populismus, worin die Individuen als Individuen keinerlei Rechte hätten, sondern nur das „Volksganze“ als eine Qualität begriffen werden. Im modernen TV- und Internet-Populismus geriere sich eine ausgewählte Gruppe von Bürgern als „Stimme des Volkes“ für dieses „Volksganze“. Die jüngsten rechtsterroristischen Vorfälle sind als praktische Antwort auf den rechten Internet-Populismus zu verstehen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Immer wenn die Legitimität des Parlamentes in Frage gestellt werden, rieche es förmlich nach Faschismus, kommentiert Eco. Schließlich ist auch die Sprache Faschismus entlarvend. Der Faschismus spreche Newspeach, eine Sprache mit verarmtem Vokabular und versimpelter Syntax, um das Instrumentarium für kritisches und komplexes Denken zu begrenzen. Dieser Urfaschismus könne in den unschuldigsten Gewändern daherkommen, schließt Eco. „Es ist unsere Pflicht, ihn zu entlarven und mit dem Finger auf jede seiner neuen Formen zu zeigen – jeden Tag und überall in der Welt.“ Diesem Apell kann man sich nur anschließen.
Buchempfehlung: Was heißt hier eigentlich Verfassungsschutz? Ein Geheimdienst und seine Praxis – Cornelia Kerth / Martin Kutscha (Hg.)
30. April 2020
»Verfassungsschutz« – das klingt gut. Aber werden die mit diesem Namen geadelten Behörden ihrem Anspruch gerecht? Zahlreiche Skandale wie etwa das völlige Versagen beim Aufspüren der neonazistischen Terrorzelle »NSU« lassen daran zweifeln. Gleichwohl wurden in den letzten Jahren die Verfassungsschutzämter finanziell und personell aufgestockt und ihre Überwachungsbefugnisse noch erweitert. Dieser Sammelband nimmt Geschichte, Handlungsgrundlagen und aktuelle Praxis des Verfassungsschutzes unter die Lupe. Sind es wirklich nur »Pannen«, wenn dieser so wenig zur Aufklärung der Neonaziszene in Deutschland beiträgt? Welche Aufgaben weisen Grundgesetz und Fachgesetze den Geheimdiensten eigentlich zu? Wie sind die Vertuschung und Blockade bei der Aufdeckung terroristischer Netzwerke z. B. im NSU-Prozess zu erklären? Werden die parlamentarischen Kontrollgremien ihrer Aufgabe gerecht oder dienen sie lediglich als Feigenblatt für fragwürdige Aktivitäten? Welche Alternativen gibt es, um die demokratische Verfassungsordnung wirksam zu schützen? Mit Beiträgen von Antonia von der Behrens, Rolf Gössner, Luca Heyer, Udo Kauß, Martin Kutscha, Till Müller-Heidelberg, Martina Renner, Niklas Schrader und Klaus Stein. Martin Kutscha, Dr. iur., *1948, Professor a.D. für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, engagiert in der Humanistischen Union; Cornelia Kerth, *1954, Sozialwissenschaftlerin, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).
Neue Kleine Bibliothek 287. ISBN 978-3-89438-729-7. Paperback, 148 Seiten; 12,90 Euro Ab sofort im Buchhandel oder Bestellung über https://shop.papyrossa.de https://shop.papyrossa.de/Kerth-Cornelia-/-Kutscha-Martin-Hg-Was-heisst-hier-eigentlich-Verfassungsschutz
Erschienen im März 2020 im Verlag PapyRossa, Köln
Kein Mut zur Lücke, aber zum Kommentar – Kanzleramt benennt Globkes Mitschuld an Judenverfolgung
29. April 2020
Endlich: Das in der Portraitgalerie des Chefs des Bundeskanzleramtes hängende Foto von Hans Josef Maria Globke wurde mit einem Kommentar versehen, der unter dem Foto auf die Mitverantwortung Globkes für die Verfolgung der europäischen Juden durch das NS-Regime hinweist. Hans-Jürgen Nagel, Autor der Zweiwochenschrift Ossietzky, hatte 2018 im Bundeskanzleramt nach dem kritischen Umgang mit dem Portrait gefragt – im vorigen Jahr mehrmals erneut. Nach fast zwei Jahren erhielt er nun im April die Antwort, dass „nach reiflicher Prüfung und in Abstimmung mit der Historikerkommission“ entschieden wurde, ein Hinweisschild unter dem Bild anzubringen. Die in der Tradition der Weltbühne stehende Zweiwochenschrift Ossietzky brachte dazu in ihrer am Sonnabend, den 18. April, erscheinenden Ausgabe einen ausführlichen Artikel, unter anderem mit dem Wortlaut des Kommentars. Das Bundeskanzleramt teilte mit, keine eigene Presseinformation zum Sachverhalt herausgeben zu wollen.
Hintergrund:
In einem Verwaltungsflügel des Bundeskanzleramtes hängen, wie auch schon im Bonner Bundeskanzleramt, Portraitfotos aller bisherigen Chefs des Bundeskanzleramtes, darunter auch eines von Globke. Die Bilder sind einheitlich groß (Rahmen ca. DIN A4), in schwarz/weiß fotografiert, einheitlich gerahmt und in chronologischer Reihenfolge gehängt. Das Passepartout enthält jeweils in zwei Zeilen die Angaben von Namen und Amtszeit (hier: ›Dr. Hans Globke / 1953-1963‹). Bundeskanzler Konrad Adenauers rechte Hand war Staatssekretär Hans Josef Maria Globke, zu NS-Zeiten Kommentator der Nürnberger Rassengesetze. Von 1953 bis 1963 war er Chef des Bundeskanzleramts.
Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung in Gedenkstätte Wöbbelin
29. April 2020
Befreiung, Gedenkstätte Wöbbelin
Die Internationale Begegnung der Generationen sowie die Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Wöbbelin mussten auf Grund der Covid-19-Epidemie abgesagt werden.Der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin werden dennoch dafür Sorge tragen, dass an diese bedeutsamen Tage erinnert wird. Denn auch in diesen ungewöhnlichen Zeiten ist es wichtig, dass das Gedenken anlässlich des 75. Jahrestags stattfindet, dass an das unfassbare Leid der Menschen und den Tag der Befreiung des KZ Wöbbelin, der ein Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur war, erinnert wird und das Schicksal der Opfer unvergessen bleibt.
Das Gedenken verbinden wir mit dem Bekenntnis zur bleibenden historischen Verantwortung. Es darf nicht vergessen werden, wozu Menschen aus ideologischer Verblendung und Rassenwahn fähig waren. Stille Gedenken und Kranzniederlegungen finden anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Wöbbelin im kleinen Rahmen mit Vertretern der beiden Vereine sowie der Städte und Gemeinden am 30. April und am 2. Mai 2020 an den Gedenkstätten und Ehrenfriedhöfen statt.
Am 2. Mai werden Frau Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Herr Stefan Sternberg, Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, und Rolf Christiansen, Vorsitzender des Vereins Mahn-und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim, am Gedenkplatz des ehemaligen Lagergeländes an die Befreiung des KZ Wöbbelin erinnern und Kränze niederlegen.
Auf der Website www.gedenkstaetten-woebbelin.de haben Sie die Möglichkeit, sich die Gedenkreden anzuschauen und damit in dieser Form am Erinnern teilzuhaben. Dort werden wir Sie in den nächsten Tagen über weitere Veranstaltungen über weitere Formen des Gedenkens an den verschiedenen Orten informieren. Außerdem wird in weiteren Gruß- und Videobotschaften an die Ereignisse Anfang Mai 1945 erinnert werden. Wir werden diese auf unserer Website einstellen. Wenn Sie möchten, können Sie uns auch gern persönliche Beiträge zusenden, die wir dann mit Ihrem Einverständnis auf der Internetseite veröffentlichen.
Am Abend des 1. Mai können Sie über einen Link auf unserer Website ein Konzert anhören, das im Rahmen des Ökumenischen Gottesdienstes am 2. Mai 2015 in der Ludwigsluster Stadtkirche von Johanna Mill und Danilo Volpyansky, vom Konservatorium Schwerin aufgeführt wurde. Das Triptychon für Klavier und Querflöte wurde von Janusz Kahl (1927 bis 2016), Polen, 1959 komponiert. Er war vom 23. März bis zum 2. Mai 1945 im KZ Wöbbelin inhaftiert. Herr Kahl studierte nach der Befreiung Klavier und Komposition.
Wir hoffen, die geplanten Veranstaltungen im nächsten Jahr, 2021, beim 76. Jahrestag der Befreiung im Mai 2021 durchführen und erneut Einladungen an Überlebende und Angehörige aussprechen zu können.
29. April: Hauskonzert von Igor Levit: Botschaft an die Überlebenden – Gemeinsame Aktion des Pianisten Igor Levit und des Internationalen Auschwitz Komitees
28. April 2020
Seit dem 12. März bestärkt der Pianist Igor Levit mit seinen mittlerweile weithin bekannten Hauskonzerten im abendlichen streaming um 19.00 Uhr auf twitter (@igorpianist) und Instagram (igorpianist) weltweit Menschen in Zeiten der Corona Einsamkeiten. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee hat sich Igor Levit jetzt zu einer besonderen Geste der Solidarität und Ermutigung entschlossen. Sein Hauskonzert am Mittwoch, dem 29. April, dem 75. Jahrestag der Befreiung des Lagers Dachau, wird Igor Levit allen Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager widmen, um ihnen für ihre jahrzehntelange pädagogische Arbeit als Zeitzeugen und für ihre Verteidigung der Demokratie angesichts des zunehmenden rechtsextremen und antisemitischen Hasses zu danken. Gerade in diesen Tagen und Wochen, in denen die Welt des 75. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager und des Ende des 2. Weltkrieges gedenkt, ist dem Künstler dieses Zeichen der Verbundenheit mit den hochbetagten Überlebenden auch in der Erinnerung an ihre ermordeten Familien besonders wichtig.
Zu der Aktion Levits betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: „Den Überlebenden rücken in diesen Tagen, in denen ihrer Befreiung vor 75 Jahren gedacht wird, ihre Erinnerungen und ihre Schmerzen besonders nah. Sie leiden zudem unter der durch Corona erzwungenen Einsamkeit und der Isolation von ihren Familienmitgliedern, Leidensgenossen und Freunden. Etliche wollten anlässlich der Befreiungsfeierlichkeiten wahrscheinlich zum letzten Mal die Orte ihrer schrecklichen Erfahrungen aufsuchen. Umso dankbarer sind sie Igor Levit für diese einzigartige künstlerische und menschliche Geste, gerade weil sie sein Engagement und sein Aufbegehren gegen populistische Dummheiten, Verschwörungstheorien und rechtsextremen Hass immer wieder ermutigt. Weil auch Levit die Demokratie mit Mut, Kreativität und Lebensfreude verteidigt und mit seiner Haltung viele Menschen motiviert, hat das IAK ihn im Januar diesen Jahres mit der Statue“B“ als „Gabe der Erinnerung“ des Komitees ausgezeichnet. Am 2. April war Igor Levit von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier eingeladen, sein Hauskonzert im Schloß Bellevue zu spielen.“
Gedenken zum 8. Mai in Rostock
27. April 2020
Am 8. Mai werden in Rostock Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und Bürgerschaftspräsidentin Regine Lück am Puschkinplatz um 16.00 Uhr anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung Blumen für die Opfer des Faschismus und zum Gedenken an die Befreier unter Berücksichtigung der CORONA-Regeln niederlegen. Die Rostocker Bevölkerung wurde zum stillen Gedenken und zur Ablage von Blumen am Puschkinplatz im Verlauf des Tages aufgefordert. Am selben Tag wird als kirchliche Initiative auf youtube eine Lesung von Rostocker Bürgern anlässlich der 75. Widerkehr des Kriegsendes zu sehen sein, die bereits am 3. Mai in der Rostocker Petrikirche aufgenommen werden soll. Unter den Lesenden ist auch die Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft Regine Lück.
Gedenken am 9. Mai in Güstrow
25. April 2020
Anfang Mai jährt sich zum 75. Mal der Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg und die Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus. Diesem Ereignis wollen wir am 09. Mai um 09.30 Uhr auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof an der Plauer Chaussee, bei strikter Respektierung der Anti Corona Bestimmungen, gedenken. Wir bitten Dich herzlich, daran teilzunehmen. Schon am 02. Mai 1945 erfolgte die kampflose Übergabe Güstrows an die Rote Armee. Den 28.000 Einwohnern, vielen Flüchtlingen und Verwundeten in der Stadt, blieben Tod und Zerstörung erspart. Mit zu verdanken ist das den Pastoren der Stadt Grüner, Siegert, Klein, Plachte und der katholischen Kirche, die den Stadtkommandanten am 29. April 1945 baten, Güstrow zur offenen Stadt zu erklären. Hauptmann a.D. Wilhelm Beltz und die Dolmetscherin Slata Kowalewskaja verhandelten mit den sowjetischen Truppen die kampflose Übergabe Güstrows. Unter den Kompanien des Volkssturms wirkte der Kommunist Johannes Warnke, Ehrenbürger der Stadt, erfolgreich für die Niederlegung der Waffen.
Gedenken an Befreiung des Ravensbrücker KZ-Außenlagers in Malchow findet statt
23. April 2020
Zahlreiche Veranstaltungen können derzeit wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden oder werden abgesackt. Nicht so aber das Gedenken an die Befreiung des Ravensbrücker KZ-Außenlagers in Malchow am 2. Mai, die sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt. „Die Veranstaltung wird in einem kleinen Rahmen abgehalten“, teilte Malchows Stadtarchivar Dieter Kurth mit. So habe er Bürgermeister René Putzar, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien und Wählergemeinschaften in der Stadtvertretung sowie Pastor Eckhard Kändler eingeladen. Auch Mitglieder des Arbeitskreises Stadtgeschichte sollen kommen. In der Zeit des Nationalsozialismus hat sich in Malchow eines der größten Außenlager des Frauen-KZ Ravensbrück befunden. Zwischen dem Außenlager und dem Munitions- und Sprengstoffwerk, dass knapp zwei Kilometer westlich von Malchow auf einer Fläche von 361 Hektar lag und 1938 seine Arbeit aufnahm, gab es eine enge Verbindung. Dabei habe es sich um ein einfaches Holz- und Barackenlager gehandelt. Dessen Aufbau begann 1943 und erreichte im Dezember 1944 eine Belegung von etwa 1200 Frauen. Wachtürme und ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun haben dafür gesorgt, dass zu diesen Frauen kein Kontakt aufgenommen werden konnte und durfte. In den Häftlingsbaracken herrschten menschenunwürdige Bedingungen. Schließlich sei am 2. Mai 1945 mit dem Einmarsch der Roten Armee in Malchow die Befreiung der Häftlinge erfolgt. „Diese Gräueltaten sollen nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Kurth mit Blick auf die Gedenkfeier.
Der Arbeitskreis Stadtgeschichte sowie Schüler und Lehrer der Fleesenseeschule Malchow haben mit der Aufarbeitung der Geschichte des KZ-Außenlager beschäftigt. So hatten Elftklässler im Jahr 2015 in enger Gemeinschaftsarbeit mit Professorin Sigrid Jacobeit, der ehemalige Leiterin der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte des Frauen-KZ-Ravensbrück sowie der Zeitzeugin des KZ-Außenlagers Malchow, Batsheva Dagan und der Stadt sowie mit dem städtischem Archiv eine Broschüre über die KZ-Zwangsarbeit im Außenlager Malchow von 1943 bis 1945 erstellt. Darüber hinaus wurde unter anderem vom Arbeitskreis Stadtgeschichte im November 2018 die erste Erinnerungstafel zur Munitionsfabrik und dem KZ-Außenlager in der Gedenkstätte aufgestellt.
Buch zum Frauen-Widerstand im deutschen Faschismus
23. April 2020
Florence Hervé, Frauen-Widerstand
Florence Hervé hat ein Buch „Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg“ herausgegeben. Das Buch ist bei Papyrossa erschienen. Das Freie Radion Neumünster hat mit der Autorin ein halbstündiges Interview zum neuen Buch geführt. Sie ist Autorin, Journalistin und Dozentin und hat zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zu den Themen Faschismus, Widerstand und Frauenbewegung herausgegeben.
Das Interview kann unter folgendem Link in vollem Umfang gehört werden: https://freiesradio-nms.de/2020/mit-mut-und-list/