Staatliche Verbotsargumente gegen die NPD

16. Februar 2014

Zwei Monate nach der Antragstellung auf ein NPD-Verbot hat der Bundesrat den 268 Seiten langen Antrag auf seine Homepage gestellt. Die Prozessbevollmächtigten Prof. Christoph Möllers und Prof. Christian Waldoff begründen darin ihren Antrag auf Erklärung der Verfassungswidrigkeit und des Verbotes der NPD, einschließlich ihrer Teilorganisationen Junge Nationale (JN), Ring Nationaler Frauen (RNF) und der Kommunalpolitischen Organisation der NPD. Der Antrag umfasst auch den Vermögenseinzug der Organisationen und  das Verbot der Gründung von Ersatzorganisationen. Auf vier Punkte stützt sich der Verbotsantrag hauptsächlich, der auf ausschließlich öffentlich zugänglichen Quellen beruht: auf menschenverachtenden Rassismus, die Ablehnung des parlamentarischen Regierungssystems sowie die Leugnung der NS-Verbrechen und eine Wesensverwandtschaft mit dem NS-Regime. Eine Argumentationshilfe des NPD-Parteivorstandes belege bei der Definition von Deutschsein als Herkunftsprivileg eine evidente Nähe der NPD zum Programm der NSDAP vom 24.02.1920. Insbesondere die NS-Nähe der NPD weist die VVN-BdA in ihrer Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ seit Jahrzehnten detailliert nach. Der Verbotsantrag arbeitet weiter einen offenen Antisemitismus sowie die direkte oder indirekte Holocaustleugnung nach. Der jetzige NPD-Chef Udo Pastörs hatte 2012 im Schweriner Landtag indirekt den Holocaust geleugnet, indem er von „Auschwitz-Projektionen“  sprach, und wurde deshalb zu einer achtmonatigen Bewährungs- und einer Geldstrafe über 6.000 Euro verurteilt. Der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern stimmte Ende Januar 2014 einem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Vollstreckung zu. Vom Holocaust als einer jüdischen Erfindung und deren vermeintlicher Schuld an beiden Weltkriegen sprach der NPD-Gemeindevertreter Dirk Bahlmann aus dem vorpommerschen Löcknitz gegenüber einer norwegischen Zeitung. Zur Ideologie der NPD gehöre dem Verbotsantrag zu Folge der Ausschluss bestimmter Personengruppen von der Grundrechtsberechtigung, der sich etwa in einer Rückehrforderung für in Deutschland lebende Ausländer zeige. Die Kennzeichnung von Integration als „Völkermord“ und die Forderung nach getrenntem Unterricht von sogenannten Deutschen und Nichtdeutschen untermauert diese Einstellung. Die offene Ablehnung der Parlamentarischen Demokratie stütz sich u.a. auf die Forderung des Ex-NPD-Vorsitzenden Holger Apfel nach Schaffung eines „nationalen Volksstates“, den er der „etablierten `Demokratie-Karikatur` namens BRD“ entgegenstelle. Die NPD-Ideologie wurde in der Landtagsarbeit, den kommunalpolitischen Aktivitäten, den NPD-Aktivitäten auf der Straße sowie in den Verbindungen zur Kameradschaftsszene und im rechtswidrigen Handeln von NPD-Vertretern offengelegt. Typisch für die NPD sei, dass sie zu neun von zehn seit 1990 verbotenen Nazi-Organisationen Berührungspunkte habe. Auffällig sei die geringe Rechtstreue der Partei und ihres Führungspersonals, die sich in überdurchschnittlich häufigen gerichtlichen Verurteilungen jenseits von Propagandadelikten zeige. Erst kürzlich wurde die Zahl der erfassten  rechtsextremen Straftaten für 2013 mit 11.763 bekannt gegeben, darunter 574 Gewalttaten. Eine mögliche nachträgliche Prüfung des NPD-Verbotes durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen der angeblich schwachen politischen Bedeutung der NPD könnte sich auf die schwachen Wahlergebnisse von 1,3 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 oder 0,8 Prozent bei der letzten Landtagswahl in Bayern stützen. Dem hält der Verbotsantrag die NPD-Mitgliederzahl von 6.000 und die enge Vernetzung mit den Kameradschaften der Nazi-Szene entgegen. Immerhin verfügt diese Szene bundesweit als Eigentümer, Pächter oder sonstiger Nutzer in enger Abstimmung mit NPD-Funktionären über 200 Immobilien, um ungestört auf Veranstaltungen und Schulungen ihr rassistisches Weltbild aktiv zu verbreiten. Der Verbotsantrag  des Bundesrates scheint nicht nur fundiert, sondern auch für eine nachträgliche rechtliche Prüfung gewappnet zu sein.

Die Rote Kapelle – Hans Coppi auf der Suche nach der Wahrheit

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Am 7. März findet um 19 Uhr im „Bunten Q“ in der Lübecker Straße 180 in Schwerin eine Filmvorführung über die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ statt mit anschließender Diskussion mit Hans Coppi. Hans Coppi ist freier Mitarbeiter an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und Vorsitzender Berliner VVN-BdA. Er kam in einem Berliner Frauengefängnis zur Welt. Seine Eltern Hans und Hilde Coppi gehörten den Widerstandskreisen der „Roten Kapelle“ an. Sie und viele weitere Mitstreiter wurden wegen ihres Widerstandes gegen das Naziregime und der Unterstützung der Sowjetunion zum Tode verurteilt und in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet.   Vor 20 Jahren reiste Hans Coppi mit seinen Fragen durch Europa, traf einen Überlebenden in Petersburg und dessen Sohn in Paris, recherchierte nach den Hintergründen, die im Herbst 1942 zur Festnahme seiner Eltern und weiteren 120 Frauen und Männern führten. Nach der Filmdokumentation wird Hans Coppi sich der Diskussion mit dem Publikum stellen.

Stolpersteinverlegung am 8. März 2014 in Schwerin

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Am 8 März werden in Schwerin erneut 11 Solpersteine verlegt. Treffpunkt für die Stolpersteinverlegung ist um 9.00 Uhr die Mecklenburgstraße 89. Bisher wurden in Schwerin 42 Stolpersteine  für die Opfer des Faschismus verlegt. Sie befinden sich jeweils am letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer. Nach der Stolpersteinverlegung findet die feierliche Einweihung der neuen Stolperstein am Schweriner Marktplatz statt.

12:00 Uhr auf dem Markt oder in der Synagoge

Feierliche Einweihung der STOLPERSTEINE (ca. 30 Minuten)

  • Musik
  • Grußwort Stadtpräsident, Stephan Nolte
  • Grußwort Landesrabbiner, William Wolff
  • Wo und für wen wurden STOLPERSTEINE verlegt? Schüler Gymnasium Fridericianum
  • Dank der STOLPERSTEIN-Initiative Schwerin, Sabine Klemm
  • Musik

5. Aktionsfahrradtour der VVN-BdA MV

geschrieben von Axel Holz

10. Februar 2014

Vom 25.-27. April 2014 führt die VVN-BdA MV ihre nunmehr 5. Aktionsfahradtour zum Gedenken an die Ofer des Faschismus auf der Todesmarschstrecke von Ravensbrück durch. Diesmal führ die Tour über Wittstock und Rechlin nach Malchow.

Die 5. Aktionsfahrradtour:

– fördert die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der Todesmärsche,

von Faschismus und Krieg

– unterstützt die politisch-historische Bildung an authentischen Orten durch

Wahrnehmung, Auseinandersetzung und Dialog

– unterstützt die Arbeit  der VVN-BdA

– sucht das Gespräch mit Bürgern und Bündnissen gegen Rechtsextremismus

– ermutigt zum persönlichen Engagement für Humanismus und Demokratie

        – wirbt für die Idee einer weltoffenen und multikulturellen Gesellschaft

– wirbt für Schritte zur Abrüstung und eine zivile Außen- und Sicherheitspolitik

Streckenverlauf / Etappen der Radtour :

1. Etappe:   25.04.2014 (Freitag)

Ravensbrück  – Wesenberg – Mirow –

Rechlin,  ca. 40 km

Abfahrt: 12.00 Uhr, Gedenkstätte Ravensbrück

 

2. Etappe:   26.04.2014 (Sonnabend)

Rechlin – Sewekow – Wittstock,

ca. 40 km

Abfahrt: 10 Uhr,   Neuer    Markt

3. Etappe:   27.04.2014 (Sonntag)

Wittstock – Below – Röbel –

Malchow

ca. 55 km

Abfahrt: 09.00 Uhr, Markplatz

Die Aktionsfahrradtour ist eine Freizeitfahrradtour, die den Charakter einer Gedenk- und Demonstrationsveranstaltung trägt. Die Tagesetappen sind zwischen 40 und 55 km lang. Wir sind um eine möglichst verkehrsarme Streckenführung bemüht. Einige Streckenabschnitte sind vom Belag/Untergrund schwierig. Auf der Tour gelten die in Deutschland gültigen Verkehrsregeln laut StVO.

Die Übernachtung erfolgt in preiswerten Pensionen. Für Übernachtung und Frühstück wird ein Teilnahmebeitrag von 29,00 € pro Person je Ü/F erhoben. Eine Ermäßigung für Menschen ohne eigenes Einkommen wird auf Antrag gegeben.

Anmelden muss sich, wer eine oder mehrere Etappen mitradeln und Unterkunft/Frühstück organisiert haben möchte. Unterstützer_innen, welche nur eine Etappe oder kleinere Abschnitte der Gedenkfahrt mitfahren zu beabsichtigen, brauchen sich nicht anmelden und finden sich bitte zu den angegebenen Abfahrzeiten am Startort ein. Über eine vorherige Kontaktaufnahme wären die Organisatoren erfreut.

Bitte vergewissern Sie sich rechtzeitig, dass Ihr Rad sich in einem technisch einwandfreien und verkehrssicheren Zustand befindet. Wir empfehlen Ihnen wind- und regenfeste Kleidung mitzunehmen sowie das Tragen eines Fahrradhelmes.

Wir weisen Sie auf den Abschluss bzw. das Vorhandensein eines ausreichenden Versicherungsschutzes (Unfallversicherung) hin. An der Tour nehmen Sie als Privatperson teil und fahren auf eigenes Risiko, wie bei jeder privaten Freizeittour. Der Veranstalter gewährleistet keinen Versicherungsschutz.

Anmeldetermin: Bitte bis zum 23. März 2014 anmelden. Danke.

Veranstalter: VVN-BdA Westmecklenburg-Schwerin,

Zum Bahnhof 29, 19053 Schwerin,

Tel.0385/3968255, E-Mail: bda.schwerin@gmail.com

 

Wir bitten um Spenden (steuerlich absetzbar) zur Förderung der historisch-politischen und antifaschistischen Arbeit an die VVN-BdA Schwerin,

VR-Bank Schwerin,  BLZ 140 914 64, Konto 25038, Verwendungszweck: Aktionsradtour 2014.

Rückmeldeabschnitt, bitte einsenden an: VVN-BdA Westmecklenburg Schwerin, c/o M. Strähnz,

Zum Bahnhof 29, 19053 Schwerin oder E-Mail bda.schwerin@gmail.com

NSU in Mecklenburg-Vorpommern

geschrieben von Axel Holz

15. März 2013

Der Mord an zehn Menschen durch die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ hat die Bundesrepublik aufgeschreckt und das Vertrauen in dessen Sicherheitsorgane erschüttert. Insbesondere das Versagen des Verfassungsschutzes hat bundesweit Empörung erzeugt. Der hat offensichtlich das Falsche gemacht oder sogar die Herausbildung einer solchen Terrorzelle befördert – durch die Bagatellisierung der rechten Szene, durch Geldzuwendungen an V-Leute, ohne die die Vorgängerorganisation der NSU Thüringer Heimatschutz nicht lange existiert hätte, und durch die regemäßige Warnung von Nazis vor den Strafverfolgungsbehörden.

Wenn man sich anschaut, welche Mengen an Waffen und Sprengstoff jährlich im rechten Spektrum gefunden werden, überrascht es nicht, dass irgendwann eine rechte Terrorgruppe wieder aktiv wird. Die Tradition rechten Terrors in Deutschland ist lang. Sie reicht von den Morden an den Berliner Arbeitern und deren Führern in der Novemberrevolution, über die Fememorde der zwanziger Jahre, die Nazigewalt im Faschismus und neue Wehrsport- und Terrorstrukturen in der Bundesrepublik bis zum Attentat auf dem Münchner Oktoberfest, in dessen Umfeld die Kooperation geheimer Nato-Strukturen mit europäischen Neonazis bis heute nicht aufgeklärt sind.

266 per Haftbefehl gesuchte untergetauchte Neonazis sind ein gefährliches Potential, das noch heute im Untergrund lauert. Beunruhigend nannte diese Zahl die innenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag Ulla Jelpke kurz vor Beginn des NSU-Prozesses. 20.000 Nazi-Straftaten, davon etwa 800 Gewalttaten jährlich und der Nazi-Mord an 182 Menschen seit 1990 sind der Nährboden für Terrorstrukturen wie den NSU.

Nicht zufällig sind deshalb auch in Mecklenburg-Vorpommern Stimmen laut geworden, die nach einem eigenen NSU-Untersuchungsausschuss rufen. Grüne und Linke hatten dies abwechselnd gefordert. Im Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern wurde dieser Bedarf nicht gesehen. Deshalb legte Innenminister Caffier am 19. MFebruar 2013 pünktlich zu einer öffentlichen Anhörung der Grünen im Landtag MV über die Bildung eines solchen Ausschusses einen 42-seitigen Brief vor. Der Brief wirft aber mehr Fragen auf als er beantwortet.

Die Ermittlungen zum Mord an Mehmet Turgut in Rostock am 25.02.2004 wurden in MV umfangreich geführt, aber ähnlich, wie in anderen Bundesländern, in denen NSU-Morde begangen wurden, einseitig in Richtung organisierte Kriminalität und Drogengeschäfte. Angeblich gab es hierzu verschiedene Hinweise. Es stellt sich die Frage, warum nur in diese Richtung ermittelt wurde und wie Ermittlungsbehörden und Polizei hier zu Migranten und Ausländern stehen? Gibt es rassistische Vorurteile in den Behörden? Wer hat die Hinweise in diese Richtung gegeben und warum wurden sie in der bekannten Weise bewertet?

Auf Seite 37 beruft sich der Bericht auf Akten des Generalbundesanwaltes, nach denen keine Erkenntnisse zu Kontakten der NSU-Täter zu Personen aus MV laut Aktenlage bekannt sein sollen. Zwar wird der Besuch eines Rechtsrock-Konzertes in Salchow durch den NSU-Video-Produzenten durch den Bericht bestätigt. Aber daraus wurden keine Erkenntnisse über weitere Kontakte der 41-Liste der verdächtigen Unterstützer gewonnen. Offensichtlich observiert der Verfassungsschutz die falschen Leute. Der Hinweis in der Nr. 18 des Magazins „Der Weiße Wolf“ aus dem Jahr 2002, für das damals zeitweilig David Petereit verantwortlich war und der heute NPD-Landtagsabgeordneter in MV ist, – „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen;-)Der Kampf geht weiter“- war dem Verfassungsschutz in MV nicht bekannt, weil er über dieses Heft nicht verfügte, heißt es. Zwar sei die Spende von 2.500 Euro an den „Weißen Wolf“ bekannt gewesen, aber nicht die Quelle. Der Verfassungsschutz hat seine Hausaufgaben offensichtlich nicht gemacht und sich nicht für das Magazin und sein Umfeld interessiert. Dass der Verfassungsschutz über die Spende Bescheid wusste, sollte zunächst nicht bekannt werden und wurde erst durch einen Prozess öffentlich, den der Nordkurier gegen den Verfassungsschutz erfolgreich führte.

Erstaunlich bleibt im Brief des Innenministers, wie wenig die vorhandenen Belege für einen möglichen Kontakt der NSU-Zelle zur Nazi-Szene in MV genutzt wurden. Dabei ist mittlerweile klar, dass die Mordtaten des NSU nur mit regionalen Kenntnissen und durch intensive Kontakte in die regionalen Nazi-Szenen der betroffenen Länder möglich waren. Zumindest gibt es Hinweise, dass sich der NSU jährlich in der Nähe von Hannover mit der regionalen Nazi-Szene getroffen hat und auch in Bayern wird dies durch ein Foto belegt.

Dass von all dem Polizei und Verfassungsschutz nichts gewusst haben wollen und die benannten Zusammenhänge bis heute nicht belegen können, wirft einen traurigen Blick auf den Zustand des Rechtsstaates, auf die Prioritätensetzung bei der Durchsetzung des Rechts und beim Schutz der hier lebenden Menschen.

Das BKA erinnert sich

geschrieben von Axel Holz

15. März 2013

Anders als andere Bundesbehörden hat das BKA in 2008 einer Forschergruppe um den Hallenser Polizeihistoriker Patrick Wagner den Auftrag übertragen, nach Jahrzehnten des Schweigens den Aufbau der eigenen Behörde im Hinblick auf den Umgang mit den alten Nazi-Kadern nach dem Krieg zu beleuchten.

Das Amt gestaltete den Prozess der Erarbeitung öffentlich, begann mit einer Reihe Kolloquien und schloss das Vorhaben am 6. April 2011 mit einer Tagung und der Veröffentlichung des Buches „Der Nationalsozialismus und die Geschichte des BKA. Spurensuche in eigenes Sache“ ab.

Hierbei stellte sich auch die Frage, wie mit einer mehrheitlich nationalsozialistisch geprägten Führung Ende der vierziger Jahre der Aufbau einer Institution gelingen konnte, die sich Demokratie und Rechtsstaat verpflichtet fühlt. Folgt man Walter Belz, so hat diese Durchdringung der staatlichen Institutionen in der BRD mit ehemaligen Nazis den Demokratisierungsprozess des Landes erheblich verzögert. Immerhin gehörten noch 1958 von den 47 leitenden Beamten des BKA 33 im NS-Regime der SS an. Und das hatte durchaus Auswirkungen auf die Arbeit des BKA. Zwar behauptet die Studie, die braune Vergangenheit zahlreicher ihrer Kader hätte den Rechtsstaat nicht beeinträchtigt, aber genau das stellt Romani Rose als Vertreter der Sinti und Roma in Frage. Die Minderheitenkennzeichnung durch staatliche Behörden sei verfassungswidrig. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Diskriminierung und Kriminalisierung der Sinti und Roma auch vom BKA weiter betrieben.

SS-Obersturmführer Ochs aus dem Reichssicherheitshauptamt war dort auch für die „Reichszentrale für die Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ tätig und für deren Deportation in die Vernichtungslager zuständig. 1951 setzte Ochs seine „Spezialistenkenntnisse“ im neugeründeten BKA ein. Unter dem Begriff „Landfahrer“ setzte er die Kriminalisierung der Sinti und Roma ungebrochen fort. Der Historiker Michael Zimmermann hat diese administrativ-bürokratischen Praktiken als kulturellen Rassismus bezeichnet. Für das BKA vertrat Ochs den Kurs einer zentralisierten Kontrolle der gesamten Gruppe der Sinti und Roma, um dadurch auf „kriminelle Elemente“ zugreifen zu können. Mehrfach versuchten er und andere über die AG Kripo der Innenministerkonferenz oder Fachtagungen die Debatten um eine Strafrechtsreform zu beeinflussen, um Sinti und Roma einer besonders scharfen Überwachung zu unterstellen. Erst Proteste der Sinti und Roma vor dem BKA 1983 und Bundestagsbeschlüsse von 1985 führten im BKA zu einem Umdenken und den Verzicht auf die Sprachregelung „Landfahrer“. Erst 2001 endet mit der Pensionierung die letzte Sachgebietsarbeitsstelle ZD43-22 im BKA, die sich der besonderen Strafverfolgung von Sinti und Roma widmete. Joseph Ochs brachte auch noch andere Kenntnisse in das BKA ein. Im Mai 1952 arbeitete er an der Aufklärung eines missglückten zionistischen Bombenanschlags auf Bundeskanzler Adenauer. Ochs glaubte an „Zentralen des Judentums“ in Europa, die dafür verantwortlich seien und empfahl die Errichtung von Internierungslagern für deren „Umfeld“ – aus Osteuropa stammende Juden.

Derartige personelle und inhaltliche Verwicklungen des BKA mit dem alten NS-belasteten Stammpersonal aus dem RSHA ließen sich mit Hilfe der neuen BKA-Studie fortsetzen. Nach Gründung des BKA rekrutierten dessen Personalabteilung und der selbst NS-belastete BKA-Vize Diekopf frühere Mitarbeiter von Kriminalpolizei und Gestapo. Die Teilnahme an Gewaltverbrechen des Nationalsozialismus war für sich genommen kein Ablehnungsgrund, heißt in der BKA-Dokumentation.

Hallo Welt!

15. März 2013

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Gegen den Naziaufmarsch in Güstrow! Rassisten stoppen! Solidarität mit Flüchtlingen!

12. März 2013

Für den 23. März 2013 ruft der Landesverband der NPD in Mecklenburg-Vorpommern auf, unter dem Motto “Einmal Deutschland und zurück – Kein Asylantenheim in Dettmannsdorf und Anderswo” durch Güstrow zu marschieren. In Güstrow wie auch in anderen Städten wollen die Nazis an diesem Tag ihre menschenverachtende Propaganda gegen Flüchtlinge, MigrantInnen und die Entstehung eines neuen Flüchtlingsheims in Güstrow-Dettmansdorf auf die Straße tragen.Das lassen wir nicht ungestört zu!

Die NPD und ihre Mär von „Überfremdung und Asylmissbrauch”

Migration und Asyl sind zentrale Themen der neonazistischen Partei, da sie mit einem vermeintlichen „deutschen Volk“ unvereinbar seien. Seit vielen Jahren propagieren sie einen sogenannten „Ethnopluralismus“, bei dem jedes „Volk“ seinen „angestammten Lebensraum“ hätte. Die rassistischen Wahnvorstellungen phantasieren eine vermeintliche „Überfremdung“ herbei, die nun auch MV bevor stünde. Diese menschenverachtende Ideologie zeigt sich in ihren Forderungen: rassistische Sprüche wie „Arbeit zuerst für Deutsche” bestimmen seit Jahren Parteiprogramm und öffentliches Auftreten. MigrantInnen und Flüchtlinge fungieren dabei als scheinbar ideale Sündenböcke. Sie sollen für hohe Arbeitslosigkeit, fehlenden Wohnraum, steigende Kriminalität, soziale Einbußen oder zahlreiche andere Probleme verantwortlich sein. Dieser rassistischen Sichtweise folgend, lassen sich diese Probleme entsprechend einfach lösen: durch Ausweisung, Ausgrenzung und Entmündigung. Vollkommen ausgeblendet werden dabei die Beweggründe für eine Flucht wie Verfolgung, Kriege, Diskriminierungen und erlebte Not.

Gesellschaftliche rassistische Diskurse als ideale Anknüpfungspunkte für die NPD

Ein idealer Nährboden für die menschenverachtende Propaganda der Neonazis sind rassistische Debatten von der sogenannten „bürgerlichen Mitte“. Die rassistische Hetze u.a. vom Bundesinnenminister Friedrich und Innenminister Caffier über einen vermeintlichen „Asylmissbrauch“ von MigrantInnen aus Serbien und Mazedonien, ebenso wie die derzeitige rassistisch dominierte Debatte über „Armutsmigration aus Südosteuropa“, ebenfalls maßgeblich von Bundesinnenminister Friedrich angestoßen, verstärken rassistische Vorurteile in der Gesellschaft und führen für die Leittragenden – in beiden Fällen vor allem Roma – zu harten asylpolitischen Konsequenzen (Abschiebung, Erschweren der Zuwanderung). Die reale Not, strukturelle Diskriminierung, Ausgrenzung und rassistische Gewalt gegenüber Roma in den Herkunftsländern werden schlichtweg ignoriert. Diese „bürgerlichen Debatten“ zeigen, wie tief Rassismus und Antiziganismus in der Gesellschaft verankert sind.

Rassistische Diskussionen in der „Mitte der Gesellschaft“ werden wie in Güstrow und anderen Städten in den vergangenen Monaten vor allem im Hinblick auf die Unterbringung von Flüchtlingen geführt. So regte sich kurze Zeit nach dem Bekanntwerden, dass in Güstrow-Dettmansdorf ein Flüchtlingsheim entstehen soll, schnell Widerstand von BürgerInnen, die ihre Kinder, ihren Vorgarten, ihre Arbeitsplätze, die öffentliche Sicherheit und vieles mehr in Gefahr sahen. Der anliegende Kindergarten sorgte sich darum, dass Eltern ihre Kinder abmelden würden und die Einrichtung schließen müsse. Mit Flyern, Unterschriftenlisten, Leserbriefen und Petitionen drückten sie ihren Unmut gegenüber der Neueröffnung eines Flüchtlingsheims aus und betonten, dass dieser nicht rassistisch motiviert wäre. De facto bedienten sie mit ihrer Hetze gängige rassistische Ressentiments. In der Nacht zum 5. Oktober 2012 äußerte sich die offene Ablehnung schließlich mit einem Buttersäureanschlag auf das Gebäude des künftigen Flüchtlingsheims. Das rassistische Klima und das Unwissen will die NPD nun ausnutzen, um mit ihrer menschenverachtenden Ideologie auf Stimmenfang zu gehen.

Für menschenwürdige Lebensbedingungen von Flüchtlingen und eine solidarische und offene Willkommenskultur kämpfen!

Flüchtlinge sind in Deutschland vielen verschiedenen restriktiven Gesetzen unterlegen, in denen sich institutioneller Rassismus widerspiegelt und die auf die Abschreckung, Ausgrenzung und Ungleichbehandlung von MigrantInnen abzielen. Wir fordern die Kommunen und den Bund auf, menschenwürdige Lebensbedingungen für Flüchtlinge zu schaffen. Wir kritisieren die menschenunwürdige Unterbringung in Flüchtlingslagern, rassistische Sondergesetze wie die „Residenzpflicht“ und das „Asylbewerberleistungsgesetz“ und die Abschiebungen von Flüchtlingen. Wir solidarisieren uns mit dem anhaltenden Refugee-Protest und fordern gemeinsam mit ihnen: Schließung aller Flüchtlingslager! Abschaffung der Residenzpflicht! Abschaffung der unmenschlichen Abschiebegeetze!

Rassisten stoppen…

… und zwar gemeinsam! Kommt mit uns am 23. März 2013 nach Güstrow, um den Nazis und Rassisten entschlossen entgegenzutreten! Wir wollen die Nazis nicht ungestört ihre menschenverachtende Propaganda verbreiten lassen! Achtet auf Ankündigungen, sagt es weiter, bringt Freunde und Freundinnen, Verwandte und Bekannte mit!

Rassismus und Neonazis auf allen Ebenen bekämpfen!

Flagge zeigen

geschrieben von Raimund Gaebelein

12. März 2013

Ein gehaltvolles und interessantes Bildungsseminar bot die diesjährige Nordkonferenz in Heideruh vom 1. bis 3. März den gut dreißig Kameradinnen und Kameraden aus den norddeutschen VVN/BdA-Strukturen. Kompetente Vortragende vermittelten ein breites Spektrum an Informationen zum Zustand der Bundesrepublik.

Monty Schädel (polit. Geschäftsführer DFG/VK) hielt aus friedensbewegtem Blickwinkel ein eindringliches Plädoyer für eine Verstärkung der antimilitaristischen Arbeit insbesondere in der Jugend. In seiner Präsentation zeigte er, wieweit bereits die Militarisierung der bundesdeutschen Gesellschaft fortgeschritten ist. Verstärkt werden Jugendliche durch Werbung für den Bundeswehr-Einsatz geködert, in allen Medien, auf Plakatwänden, über Fernsehen, mit gezielten Postsendungen, durch Jobcenter und Gewerkschaft. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung umfangreicher Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten. In acht Bundesländern wurden bereits Kooperationsvereinbarungen zwischen Bundeswehr und Landesregierungen über den Einsatz von Jugendoffizieren an Schulen getroffen. Aus eigener Erfahrung schilderte unser Kamerad Monty Schädel, wie schwierig die argumentative Auseinandersetzung mit Jugendoffizieren vor Jugendlichen ist. Im Nachmittagsprogramm erlebten wir eine spannende Podiumsdiskussion mit Axel Holz (Bundessprecher), Conny Kerth (Bundesvorsitzende), André Aden (Recherche Nord) und Monty Schädel (DFG-VK) zur Aktualität von von Faschisten ausgehender Gefahr. Axel Holz stellte die Strukturbedingungen und Veränderungen im Auftreten von NPD und sog. Freien Kräften in Mecklenburg-Vorpommern dar. Conny Kerth wies auf Erfolge im antifaschistischen Widerstand gegen die NPD, auf Blockadebewegung gegen Naziaufmärsche insbesondere in Dresden und die NPD-Verbotskampagne hin. Monty Schädel wies auf höchstrichterliche Veränderungen in den Rechtsauffassungen zu Blockaden hin, zugunsten erweiterter Meinungsfreiheit. In Sachsen wird nun am Beispiel von Tim versucht, ein Exempel zu statuieren, um die seit Brokdorf gewonnene erweiterte Demonstrationsfreiheit wieder zurückzudrängen. André Aden wies auf die faschistische Taktik wiederholter Anmeldungen quer durch den Kalender an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit hin. Zudem wurden Trends erläutert, mit denen NPD-Kader versuchen, sich wirtschaftlich unabhängig zu machen. Am Beispiel Grevesmühlen wurde deutlich, wie die NPD versucht, in zivile Bereiche und kommunale Infrastruktur einzudringen und wie von diesem Zentrum zugleich rassistische Anschläge und Volksverhetzung ausgingen. Bei aller Bemühung um Offenlegung der braunen Mordspur wird leicht übersehen, dass die NSU-Mordserie in historischer Tradition des Rechtsterrorismus in Deutschland und Europa steht. Hingewiesen wurde auf die Wehrsportgruppe Hoffmann und das Oktoberfest-Attentat, das deutliche Parallelen zu Bombenattentate in Bologna und Mailand zur gleichen Zeit aufwies und auf die 182 rassistisch motivierten Morde seit 1990. In der Auswertung der Nordkonferenz wurde festgehalten, dass bei weniger Hauptreferaten deutlich mehr Zeit zur Diskussion blieb, dass das offene Podiums-Publikums-Gespräch intensivere Beteiligung ermöglicht hat. Zwei Schwerpunkte bieten sich für die nächste Nordkonferenz an, die vom 14.-16. März 2014 stattfinden soll. Rechtspopulismus und neue Trends in den Kameradschaften werden neben den historischen Lehren aus dem 1. Weltkrieg erörtert, der sich im kommenden Jahr zum 100. mal jährt.

Einladung zur Antifaschistischen Nordkonferenz 2013

28. Februar 2013

01.03.2013

Einladung zur Antifaschistischen Nordkonferenz 2013

Teilnehmerkreis: Mitglieder der VVN-BdA und Gäste

Anmeldung von Teilnehmern aus Mecklenburg-Vorpommern bis 9. Februar 2013 bei Axel Holz axelholz@msn.com

Freitag, 01. März 2013, 18.00; bis 03.03.2013

Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, 21244 Buchholz /Nordheide, Ortsteil Seppensen, Ahornweg 45. Tel. 04181-8726; Fax 04181- 281142

Bahnstation Buchholz. Abholdienst vom Bahnhof organisierbar.

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Freitag, 01. März 2013, 18.00; bis 03.03.2013 Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, 21244 Buchholz /Nordheide, Ortsteil Seppensen, Ahornweg 45. Tel. 04181-8726; Fax 04181- 281142 Bahnstation Buchholz. Abholdienst vom Bahnhof organisierbar.

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