Mehrere Angriffe durch Neonazis in Anklam
12. Mai 2012
In Anklam wurden am Freitag Punks und nicht-rechte Jugendliche gejagt und verletzt. Seit Wochen kommt es in der Stadt zu gewalttätigen Attacken, Anschlägen und Bedrohungen durch Neonazis.
Am Abend des 4. Mai hat eine Gruppe vermummter Personen aus der rechten Szene in Anklam mehrere Menschen angegriffen und zum Teil erheblich verletzt. Bei den Angriffen sollen Schlagringe und Knüppel eingesetzt worden sein.
Offenbar aufgrund ihres Outfits wurden acht Menschen zunächst von mehr als einem Dutzend Neonazis durch die Innenstadt gejagt. Während sich ein Teil der Verfolgten noch in einen Hausaufgang in der Max-Sander-Straße retten konnte, wurde ein 24-Jähriger vor der Tür zusammengeschlagen. Der Angegriffene erlitt blutende Kopfverletzungen und war zeitweise bewusstlos. Er befindet sich noch in stationärer Behandlung im Greifswalder Krankenhaus.
An anderen Orten der Stadt gab es offenbar weitere Angriffe. Mindestens zwei Personen sollen mit zum Teil schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert worden sein.
Die Angriffe vom Freitag sind der Höhepunkt einer ganzen Reihe rechtsmotivierter Übergriffe und Bedrohungen in Anklam. So spielten sich bereits drei Wochen zuvor ähnliche Szenen in der Stadt ab. Am 12. April wurden gegen 18 Uhr mehrere nicht-rechte Jugendliche von einer Gruppe vermummter und bewaffneter Neonazis überfallen und verletzt. Andere wurden bedroht und mussten flüchten. In den vergangenen Wochen sollen Neonazis durch die Stadt patrouilliert und gezielt Wohnungen, in denen sie Punks vermuteten, aufgesucht haben. In der Nacht zum 4.Mai wurde zudem der Anklamer Demokratieladen zum Ziel eines Buttersäure-Anschlags.
Betroffene der Angriffe berichteten gegenüber den Beratern der LOBBI, dass unter alternativen Jugendlichen in Anklam ein Klima der Angst herrsche und die Bedrohungen weiter anhalten.
Der Beratungsverein für Betroffene rechter Gewalt LOBBI fordert eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Gewalttaten in Anklam und eine klare Solidarisierung mit den Opfern der Neonazi-Attacken. Wenn Neonazis Rollkommandos am helllichten Tag durch die Stadt schicken oder eine Einrichtung wie den Demokratieladen angreifen, muss mehr passieren als eine Meldung in der Zeitung. Die ohnehin selbstbewusst und skrupellos auftretende rechte Szene, dürfte sich bestärkt fühlen, wenn die Betroffenen ihrer Angriffe allein gelassen werden und es in der Stadt keine klare Positionierung gegen Neonazis gibt. http://www.lobbi-mv.de/presse/46.php