Lichtenhagen-Gedenktafel verschwunden

geschrieben von Axel Holz

29. August 2019

 

Bereits zum dritten Mal ist die Metallplatte am Rostocker Rathaus zum Gedenken an die Schande von Lichtenhagen verschwunden. Allerdings wurde die Platte inzwischen wiedergefunden und der Täter gefasst, hieß es auf Anfrage einer VVN-Aktivistin im Rostocker Rathaus. Nun soll eine technische Möglichkeit gefunden werden, die das Abschrauben unmöglich machen soll. Die VVN-BdA bleibt dran.

Der Zwischenfall hat eine Vorgeschichte. Nach den rassistischen Gewalttaten in Rostock-Lichtenhagen, die 1992 medial um die ganze Welt gingen, hatte eine Gruppe der „Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs“ um Beate Klarsfeld eine Gedenktafel am Rostocker Rathaus angebracht. Die Tafel wurde sofort entfernt, während die Polizei 43 Aktivisten unter Einsatz massiver Gewalt festnahm. Zwanzig Jahre später erinnerte die Stadt Rostock zusammen mit 6.000 Akteuren der Zivilgesellschaft mit einer Demonstration an die rassistischen Übergriffe in Rostock. Der damalige Juso-Vorsitzende Sascha Voigt kritisierte zuvor, dass CDU-Innenminister Lorenz Caffier die Demonstration des breiten Bündnisses als gewalttätig und linksextremistisch diffamiert hatte. Eine Vorbereitungsgruppe hatte zugleich mit der Stadtverwaltung vereinbart, dass die besagte Erinnerungstafel zum Jahrestag des Gedenkens erneut am Rathaus angebracht werden sollte. Die Vorsitzende der VVN-BdA, Cornelia Kerth, hatte dann die Tafel unter den Augen tausender Demonstranten und zahlreicher Pressevertreter erneut angeschraubt. Doch bereits am 5. Dezember desselben Jahres war die Gedenkplatte von Nazis über Nacht entfernt worden. Stattdessen prangte an der Wand ein Schild mit den Worten „Für immer Deutschland“. Noch im Dezember 2012 wurde die Gedenkplatte von Antifaschisten und Rostocker Politikern erneut montiert. In gewisser Weise wurde so mehrfach an die Lichtenhagener Gewaltexzesse erinnert und eine Diskussion um ein festes Mahnmal befördert. Ende 2016 war es dann soweit, als Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die erste von fünf weißen Marmor-Stelen des Künstlerkollektivs „Schaum“ enthüllte – zur Erinnerung an fünf Tage und das Versagen von Politik, Medien, Gesellschaft und Staatsgewalt sowie die rassistische Selbstjustiz.