Gedenkstätten rufen auf zur Verteidigung der Demokratie

geschrieben von 7. Bundesweite Gedenkstättenkonferenz

14. Dezember 2018

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Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer
Gewalt nehmen als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit
einer verbrecherischen Vergangenheit eine wichtige Bildungsaufgabe für
die Gegenwart wahr. Ihre Arbeit folgt der aus den Erfahrungen des
Nationalsozialismus gewonnenen Verpflichtung unserer Verfassung: „Die
Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ (Art.1GG).

Lernen aus der Geschichte der NS-Verbrechen heißt auch Warnzeichen
rechtzeitig zu erkennen, wenn eine nachhaltige Schwächung unserer
offenen Gesellschaft droht. Wir wissen aus der europäischen Geschichte
des 20. Jahrhunderts, dass Demokratien mit Standards wie dem
Grundgesetz, den europäisch und international verankerten
Menschenrechten, Minderheitenschutz, Gleichheit aller Menschen vor dem
Recht, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung mühsam erkämpft wurden
und fortdauernd geschützt und ausgestaltet werden müssen.

Immer offener etablieren sich in der Gesellschaft Haltungen, Meinungen
und Sprechgewohnheiten, die eine Abkehr von den grundlegenden Lehren aus
der NS-Vergangenheit befürchten lassen. Wir stellen mit Sorge fest:

* ein Erstarken rechtspopulistischer und autoritär-nationalistischer
Bewegungen und Parteien,
* eine verbreitete Abwehr gegenüber Menschen in Not sowie die
Infragestellung und Aufweichung des Rechts auf Asyl,
* Angriffe auf Grund- und Menschenrechte,
* die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit,
* eine damit einhergehende Abwertung von Demokratie und Vielfalt.

Hinzu kommt ein öffentlich artikulierter Geschichtsrevisionismus, der
die Bedeutung des Erinnerns an die Verbrechen des Nationalsozialismus
als grundlegende Orientierung der deutschen Gesellschaft in der
Gegenwart angreift und durch ein nationalistisches Selbstbild ersetzen
möchte.

Diesen aktuellen Entwicklungen treten wir mit unserer täglichen Arbeit
in der historisch-politischen Bildung entgegen. Aber sie erfordern
darüber hinaus politisches und bürgerschaftliches Handeln. Wir
appellieren daher an die Akteure in Politik und Gesellschaft, das Wissen
um die historischen Erfahrungen mit ausgrenzenden Gesellschaften wie dem
Nationalsozialismus für die Gegenwart zu bewahren und sich für die
Verteidigung der universellen Geltung von Grund- und Menschenrechten
einzusetzen.

Verabschiedet von der 7. Bundesweiten Gedenkstättenkonferenz am
13.12.2018