Flagge zeigen

geschrieben von Raimund Gaebelein

12. März 2013

Ein gehaltvolles und interessantes Bildungsseminar bot die diesjährige Nordkonferenz in Heideruh vom 1. bis 3. März den gut dreißig Kameradinnen und Kameraden aus den norddeutschen VVN/BdA-Strukturen. Kompetente Vortragende vermittelten ein breites Spektrum an Informationen zum Zustand der Bundesrepublik.

Monty Schädel (polit. Geschäftsführer DFG/VK) hielt aus friedensbewegtem Blickwinkel ein eindringliches Plädoyer für eine Verstärkung der antimilitaristischen Arbeit insbesondere in der Jugend. In seiner Präsentation zeigte er, wieweit bereits die Militarisierung der bundesdeutschen Gesellschaft fortgeschritten ist. Verstärkt werden Jugendliche durch Werbung für den Bundeswehr-Einsatz geködert, in allen Medien, auf Plakatwänden, über Fernsehen, mit gezielten Postsendungen, durch Jobcenter und Gewerkschaft. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung umfangreicher Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten. In acht Bundesländern wurden bereits Kooperationsvereinbarungen zwischen Bundeswehr und Landesregierungen über den Einsatz von Jugendoffizieren an Schulen getroffen. Aus eigener Erfahrung schilderte unser Kamerad Monty Schädel, wie schwierig die argumentative Auseinandersetzung mit Jugendoffizieren vor Jugendlichen ist. Im Nachmittagsprogramm erlebten wir eine spannende Podiumsdiskussion mit Axel Holz (Bundessprecher), Conny Kerth (Bundesvorsitzende), André Aden (Recherche Nord) und Monty Schädel (DFG-VK) zur Aktualität von von Faschisten ausgehender Gefahr. Axel Holz stellte die Strukturbedingungen und Veränderungen im Auftreten von NPD und sog. Freien Kräften in Mecklenburg-Vorpommern dar. Conny Kerth wies auf Erfolge im antifaschistischen Widerstand gegen die NPD, auf Blockadebewegung gegen Naziaufmärsche insbesondere in Dresden und die NPD-Verbotskampagne hin. Monty Schädel wies auf höchstrichterliche Veränderungen in den Rechtsauffassungen zu Blockaden hin, zugunsten erweiterter Meinungsfreiheit. In Sachsen wird nun am Beispiel von Tim versucht, ein Exempel zu statuieren, um die seit Brokdorf gewonnene erweiterte Demonstrationsfreiheit wieder zurückzudrängen. André Aden wies auf die faschistische Taktik wiederholter Anmeldungen quer durch den Kalender an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit hin. Zudem wurden Trends erläutert, mit denen NPD-Kader versuchen, sich wirtschaftlich unabhängig zu machen. Am Beispiel Grevesmühlen wurde deutlich, wie die NPD versucht, in zivile Bereiche und kommunale Infrastruktur einzudringen und wie von diesem Zentrum zugleich rassistische Anschläge und Volksverhetzung ausgingen. Bei aller Bemühung um Offenlegung der braunen Mordspur wird leicht übersehen, dass die NSU-Mordserie in historischer Tradition des Rechtsterrorismus in Deutschland und Europa steht. Hingewiesen wurde auf die Wehrsportgruppe Hoffmann und das Oktoberfest-Attentat, das deutliche Parallelen zu Bombenattentate in Bologna und Mailand zur gleichen Zeit aufwies und auf die 182 rassistisch motivierten Morde seit 1990. In der Auswertung der Nordkonferenz wurde festgehalten, dass bei weniger Hauptreferaten deutlich mehr Zeit zur Diskussion blieb, dass das offene Podiums-Publikums-Gespräch intensivere Beteiligung ermöglicht hat. Zwei Schwerpunkte bieten sich für die nächste Nordkonferenz an, die vom 14.-16. März 2014 stattfinden soll. Rechtspopulismus und neue Trends in den Kameradschaften werden neben den historischen Lehren aus dem 1. Weltkrieg erörtert, der sich im kommenden Jahr zum 100. mal jährt.