Brandanschlag auf Künstlerehepaar

geschrieben von Axel Holz

19. August 2015

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Am 13. August wurde die Scheune des Künstlerehepaars Lohmeyer im westmecklenburgischen Dorf Jamel angezündet. Das Wohnhaus des gegen Neonazis engagierten Paares befindet sich nur zehn Meter von der Scheune entfernt. Nur durch Zufall und den schnellen Einsatz der Feuerwehr griff das Feuer nicht auf das Wohnhaus über, in dem die Lohmeyers mit Gästen überrascht wurden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering forderte eine schnelle Aufklärung und sprach dem Ehepaar Mut zu. Die Familie Lohmeyer zeige dort Flagge, wo es besonders schwierig sei. Innenminister Lorenz Caffier kündigte eine zügige Untersuchung des Brandanschlages an, der bereits durch den Fund von Brandbeschleunigern belegt ist. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund, denn das Künstlerehepaar im Jamelner Forsthaus engagiert sich seit über zehn Jahren gegen rechts in einem Dorf, das überwiegend von Nazi-Familien bewohnt wird und zahlreiche Bewohner mit Drohungen und Gewalt bereits vertrieben hat. Doch die Lohmeyers wollen sich nicht vertreiben lassen und setzen mit Ihrem Bleiben und ihrem jährlichen Fest „Jamel rockt den Förster“ ein deutliches Zeichen gegen rechts. Mit zahlreichen Preisen wurde das Paar ausgezeichnet, darunter einem Preis des Zentralrates der Juden in Deutschland. Deren frühere Präsidentin Charlotte Knobloch kommentierte, dass dies ein neuer fürchterlicher Beweis sei, wie brandgefährlich alte und neue Nazis seien, wenn sich dieser Anschlag als politisch motiviert erweisen sollte. Die Übergriffe auf das engagierte Ehepaar sind nicht neu. Fast nach jedem neuen Preis folgten Drohungen, Beleidigungen oder zerstochene Reifen. Mit dem Spruch „frei, sozial und national“, der eine Hauswand im Dorf kleidet, machen die Dorfbewohner keinen Hehl aus ihrer Überzeugung. Jamel ist auch der Wohnort des ehemaligen NPD-Kreistagsabgeordneten Sven Krüger, dessen Mitarbeiter einer Abbruchfirma auf ihren T-Shirts den Spruch „Jungs fürs Grobe“ tragen. Der mehrfach vorbestrafte NPD-Kader ließ das Grevesmühlener „Thinghaus“ als landesweiten Treffpunkt errichten, in dem sich regelmäßig Neonazis und Hammerskins treffen und Rechtsrockkonzerte veranstaltet werden. 2012 erschien die Rechtsrock-CD „Jamel scheißt auf den Förster“ mit Titeln der rechten Band „Die Lunikoff Verschwörung“. Doch in Kürze heißt es wieder „Jamel rockt den Förster“, und zwar gegen rechts. Dann erhalten die Lohmeyers den Georg-Leber-Preis der IG Bau für Zivilcourage.