Aufbruch und Verständigung
24. November 2015
Aksel Carlsen, FIR, Geschichtsrevisionismus
Zu einem antifaschistisch-antirassistischen Kongress in Kopenhagen hatten Horserod-Stutthof Forenigingen und FIR-Dänemark verschiedene Verbände für den 21./22. November 2015 geladen. FIR und VVN-BdA waren als Gäste beteiligt. Rund 60 TeilnehmerInnen setzten sich mit der internationalen Lage, der Situation der Geflüchteten und dem europaweiten Vormarsch rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien auseinander. In seiner Eröffnung wies Anton Nielsen (FIR-Dk) auf die Bedeutung imperialistischer Kriegseinsätze auf die wachsenden Flüchtlingsströme hin. Antifaschistische Vereinigungen verpflichten sich zusammenzufinden und publizistisch dagegen zu halten. Mit einem Blick auf die Anschlagsserie in Paris beschwor unser Kamerad Heinz Siefritz (FIR) die Anwesenden, die Werte des Antifaschismus gegen alle politischen Versuche zu verteidigen, die Gesellschaft in autoritärer Weise zu verändern. Ausgehend vom Buchenwaldschwur sollten vier Signale gesetzt werden, eine gemeinsame Position gegen die imperialistische Politik der europäischen Regierungen, eine klare Verurteilung aller Arten von Rassismus und Ultranationalismus, Verteidigung der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg und Erinnerung an ihre Zielsetzungen, gemeinsam mit Gewerkschaften und Kirchen, die Einheit aller Organisationen, die am Kampf für eine bessere Welt ohne Rassismus, Nationalismus, Expansionismus teilnehmen.
Der Sozialwissenschaftler Aksel Carlsen verdeutlichte die Gefahr eines Geschichtsrevisionismus in der Ukraine durch Verherrlichung des kollaborierenden Bandenführers Stefan Bandera. Anne Jessen von der Zeitschrift Demos wies auf das Anwachsen extrem rechter Parteien hin. Augenfällig wurde das mit einer an die Wand projizierten Europakarte, die für Dänemark, Frankreich und Österreich Ergebnisse von einem Viertel für diese Parteien bei den letzten Europawahlen zeigte. Viele derer Aussagen scheinen der SS-Ideologie entlehnt. Penos Apergis (KKE) wies auf die sozialen Kämpfe gegen das Währungsdiktat in Griechenland und gegen Kriegsbeteiligung hin. Unsere Bundessprecherin Conny Kerth übergab vier Plakate zum 8. Mai in den Sprachen der alliierten Befreiungsmächte. Die Befreiung Deutschlands konnte nur durch die Breite des weltweiten antifaschistischen Konsenses erreicht werden. Conny unterstrich die Bedeutung des Vermächtnisses von Buchenwald für unseren Kampf heute. Anton Nielsen stellte fünf Aktionspunkte vor, mit denen der antifaschistisch-antirassistische Kampf in Dänemark auf breitere Grundlage gestellt werden soll. Es geht um Selbstverständigung gegen den Weg in einen Polizeistaat, soziale Abwehrkämpfe gegen die Arbeitslosigkeit, gegen die Aushöhlung des Asylrechts, gegen Fortführung der Kriegseinsätze. Beendet wurde der erste Konferenztag nach dem Abendessen mit gemeinsamen Singen von internationalen Arbeiterliedern und Gesprächen. Eine kurze Episode am Rande: Aus Protest gegen das Zeigen von Durchhaltefilmen während der deutschen Besatzung kauften sich Kopenhagener Kinokarten und gingen tanzen. Währenddessen lief im Kino immer derselbe Liebesfilm.
Am Sonntag wurde die Konferenz nach der Begrüßung fortgesetzt mit einem Vortrag von Birthe Sorensen über Versuche der Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Dänemark. Jan Mathiesen referierte über den Klassenkampf gegen den Faschismus, was Conny Kerth dazu herausforderte, die Gefahren des Geschichtsrevisionismus besonders in den östlichen EU-Staaten hervorzuheben, gegen die verstärkt vorzugehen sein wird. Sie lud die Anwesenden Organisationen ein, sich am 16. März 2016 in Riga am Protest gegen den Aufmarsch der lettischen Waffen-SS-Veteranen zu beteiligen. Die Lage der Kurden in Dänemark, insbesondere die Verfolgung der PKK-Aktivitäten, wurde von Bjorn Elmquist, einem Anwalt, am Beispiel des Senders Roj TV verdeutlicht. Abschließend wurde die Umsetzung der fünf Punkte des Arbeitspapiers besprochen und Arbeitsgruppen vereinbart.