Gedenkstein des Widerstandskämpfers Rudolf Mokry in Rostock geschändet
24. Juli 2017
Erinnerung, Faschismus, Gedenken, Rostock, Rudolf Mokry, Studienkreis Deutscher Widerstand
Am 20.07.2017 erreichte den Vorstand der VVN-BdA Rostock die Nachricht, dass der Gedenkstein für Rudolf Mokry im Barnstorfer Wald geschändet wurde. Offenbar hat das Städtische Grünamt umgehend die beschriftete Seite des Gedenksteins reinigen lassen, doch sind die Spuren der Freveltat noch deutlich sichtbar. So erwarten wir von der Stadtverwaltung, dass für diesen echten Rostocker Helden nach 42 Jahren der Stein nun vollständig gereinigt und die Inschrift erneuert wird. Das muss die Antwort auf die Schandtat sein.
Rudolf Mokry wurde 24. April 1905 als Sohn eines Schmieds und einer Köchin geboren und besuchte die Knabenschule am Alten Markt. Bereits mit 8 Jahren wurde er Mitglied des Arbeiterturnvereins und wechselte mit 14 Jahren zum Athletenverein in die Sparte Ringen.
Seine Ausbildung zum Schmied schloss er mit 16 Jahren mit sehr guten Leistungen ab, auch wenn er diese Arbeit nicht sehr mochte. Dem Aufbau des Arbeitersportstadions (Volksstadion) von 1923 bis 1927 widmete er seine ganze Freizeit.
Danach war er infolge von Arbeitslosigkeit gezwungen, Rostock zu verlassen und fand eine Stelle als Schlosser in Hamburg. In Hamburg-Neuhof wurde er, geschätzt und beliebt, Vorsitzender des Arbeiter-Sportvereins “Fichte“.
1930 trat er der KPD bei, der er allerdings nur zwei Jahre angehörte, da er ihre Haltung zur SPD nicht nachvollziehen konnte, doch blieb er seiner kommunistischen Überzeugung treu. 1933 wurde er das erste Mal verhaftet, trotzdem baute er 1935 eine Hamburger antifaschistische Jugendgruppe auf, die sich “Revolutionärer Jugendverband“ nannte.
Kurt van der Walde schrieb 1991 darüber: … Er hat völlig neu begonnen mit der antifaschistischen Jugendarbeit, indem er nicht mehr erwartet hat, dass Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten, Kommunisten werden. Es waren in unserer Gruppe viele Nichtkommunisten, junge Sozialdemokraten, auch junge Juden wie ich selbst… Kurt ,10 Jahre jünger als Rudi, konnte 1938 nach England ausreisen und kehrte nach dem Krieg nach Hamburg zurück. Er wurde Gymnasiallehrer für Englisch und Geschichte. Bis zu seinem Tod 2003 wirkte er aktiv in der VVN-BdA Hamburg.
Rudolf Mokry wurde 1936 verhaftet und verurteilt und kam bis zu seinem Tod nicht mehr frei. In Hamburg erinnert eine Straße in Wilhelmsburg an ihn, ein Stolperstein vor dem Haus “Im Otterhaken 5“ und eine Gedenktafel am Ortsamt Wilhelmsburg.
2014 wurde anlässlich des 70. Jahrestags der Ermordung einer Gruppe von 27 Häftlingen des KZ Sachsenhausen, zu denen Mokry gehörte, es zählten auch drei Franzosen dazu, in der Gedenkstätte Sachsenhausen das Denkmal “Klang der Erinnerung“ eingeweiht, das sich aus 27 Edelstahlstreifen verschiedener Breite und Länge zusammensetzt, die das erreichte Alter und die Dauer der Inhaftierung der Widerstandskämpfer darstellen. Auf jedem Stahlstreifen stehen der Name und das Geburtsdatum des Ermordeten.
Aus den Reden der Töchter der drei ermordeten kommunistischen Résistance-Kämpfer wurde deutlich, dass in Frankreich der Beitrag der Kommunisten für die Beseitigung der faschistischen Unterdrückung in ihrem Land weit mehr gewürdigt wird als in Deutschland, wo die KPD 1956 ganz im Gegensatz zu faschistischen Parteien sogar verboten wurde. An der Einweihung des Denkmals in Sachsenhausen nahm damals auch eine Gruppe von 17 VVN-BdA Mitgliedern aus Rostock teil.