Besuch der KZ-Gedenkstätte Barth
17. Februar 2011
Junge Antifaschisten aus Rostock besuchten die KZ-Gedenkstätte Barth
Das KZ Barth wurde als Nebenlager des KZ Ravensbrück im Laufe des Jahres 1943 im Fliegerhorst Barth eingerichtet. Insgesamt sechs Baracken mit einer jeweiligen Größe von ca. 15 qm wurden für die Unterbringung von 7000 Häftlingen mit elektrischen Doppelzäunen und Wachtürmen für die SS bereitgestellt. Der Rostocker Heinkel-Rüstungskonzern wollte seine Produktion aus dem zerbombten Stammwerk in Marienehe in die Hangars des Fliegerhorstes Barth verlegen, um dort preisgünstig Bomber und Düsenjäger für den faschistischen Angriffskrieg zu fertigen. Frauen und Männer wurden dazu aus den Lagern in Buchenwald, Dachau, Ravensbrück, Pölitz, Karlshagen und Born nach Barth transportiert. Die Verhältnisse, unter denen die Menschen aus über 20 Nationen 12 Stunden täglich arbeiten mussten, waren lebensfeindlich. Der Alltag war bestimmt von Folter, Prügel und ständiger Angst vor den Wächtern, denen die Häftlinge Namen gaben wie „Schlächter“ oder „Boxer“. Der „Knochenbrecher“ rühmte sich, mit nur einem Schlag die Knochen der Lagerinsassen brechen zu können. Unter diesen Umständen war das Leben im Lager sehr hart und kräftezehrend, sodass ohne einen Anstieg der Insassenzahl zu verzeichnen, innerhalb sehr kurzer Zeiträume bis zu 300 neue Zwangsarbeiter im Lager eintrafen. Im Frühjahr 1945, als schon große Teile des faschistischen Deutschlands durch die rote Armee befreit waren, schickten die SS-Wachleute die inhaftierten Menschen auf einen Todesmarsch, wie es sie zu der Zeit Hunderte gab, in Richtung Rostock. So verloren noch Tausende Menschen in den letzten Kriegstagen ihr Leben. Doch als die Rote Armee immer näher kam, flohen die SS-Wachleute und überließen die Gefangenen sich selbst. Diese Erkenntnisse haben wir gesammelt bei unserem Besuch der Gedenkstätte des KZ Barth, eine angemessene Anlage, welche sich anscheinend seit der Wende einer nicht allzu großen Aufmerksamkeit seitens der Stadt Barth erfreut. Müll, Schmutz und Buschwerk säumen den Weg von der Straße zu den Gedenktafeln und Reliefs des kürzlich verstorbenen Bildhauers Jo Jastram. Das zerstörte Gelände des Fliegerhorstes Barth mit dem sich darauf befindlichen Gedenkpfad rund um den Bereich des KZ befinden sich unweit von der Gedenkstätte, aber auch diese ist schlecht zu finden. Die Einfahrt zu einem Hotel und einer Kleingartenanlage lässt uns den Weg des ehemaligen KZ vermuten. Dort befinden sich an den Eckpunkten des Lagers Informationstafeln mit Zeugenaussagen von Häftlingen und Wärtern, sowie von Angestellten des Horstes. Das Aussehen der Tafeln weist auf eine zeitnahe Installation hin. Die Gefühle, welche uns beschäftigten, haben wir auf dem Rückweg nach Rostock in kleiner Runde ausgetauscht: Angst, Beklemmung, Wut und Fassungslosigkeit über das Geschehene und der augenscheinliche Umgang der Gemeinde in unseren Tagen waren Thema. Es ist doch äußerst fragwürdig, dass eine Stadt wie Barth, die vom Tourismus lebt, diese Epoche ihrer Geschichte so schändlich behandelt. Weder Hinweisschilder am Ortseingang noch in Barth selbst weisen auf diesen Ort hin. Allerdings weist die Architektur in Barth auf die wirtschaftliche Blütezeit hin. Viele Gebäude um den Altstadtkern herum weisen eindeutige bauliche Merkmale des faschistischen Deutschlands zwischen 1933-45 auf.